25.03.2024
Cuxhaven: Kaesler Nutrition plant Zellfisch-Produktion
Die Cuxhavener Kaesler Nutrition, Hersteller von Zusatzstoffen für die Futtermittel- und Tiernahrungsindustrie, will in die Produktion von Kulturfleisch und -fisch einsteigen, schreibt das vegane Wirtschaftsmagazin Vegconomist. Im Rahmen eines Buchprojektes sprach die freie Journalistin Susanne van Veenendaal mit Kaesler-Direktorin Dr. Rieke Janßen. Grundstein für das neue Tätigkeitsfeld von Kaesler Nutrition war das Projekt Clean Fish, das die Cuxhavener von 2021 bis 2023 gemeinsam mit dem Bremerhavener Thünen-Institut für Fischereiökologie und Seefischerei durchgeführt hatten. Mit Hilfe der in diesem Kontext entwickelten Nährlösung will das Unternehmen nun selbst kultiviertes Fleisch und kultivierten Fisch produzieren und sich das Verfahren patentieren lassen. Analysen des Thünen-Instituts hätten gezeigt, dass die entwickelten Fisch-Zellkulturen weniger mit Schadstoffen wie Quecksilber belastet seien als Fisch. Das Fettsäureprofil der Zellkulturen sei mit jenem von Shrimps vergleichbar, obwohl pflanzliche Aminosäuren und Fette für ihre Kultivierung verwendet wurden. Basis der Nährlösung seien neben "ultrareinem Wasser" Vitamine, vitaminähnliche Substanzen, Spurenelemente, Fett sowie Pflanzen- und Hefehydrolysat als Aminosäurelieferant.
Zentral sei für Kaesler Nutrition, langfristig auf Fetales Kälberserum zu verzichten. So sei es bereits gelungen, Lachszellen komplett ohne dieses tierische Erzeugnis zu vermehren, teilt Dr. Janßen mit: "Für andere Fischzellen konnte die Menge an Kälberserum erheblich reduziert werden." Derzeit könne die Nährlösung noch nicht in großen Mengen produziert werden, doch die benötigten Rohstoffe lägen bereits im Lager der Cuxhavener. Und: "Die notwendige Sterilisation wäre sicherlich mit einem Lohnhersteller abbildbar." Da Kaesler ein Verfahren entwickelt habe, die Aminosäuren aus günstigen Hefe- und Pflanzenextrakten zu extrahieren, könne die Nährlösung bereits jetzt "für unter einen Euro pro Liter" produziert werden. Eine Hürde ist bislang noch die erforderliche Zulassung durch die EU, denn Kulturfleisch und -fisch gelten in der EU als neuartiges Lebensmittel oder "Novel Food". Entsprechend sind die meisten Mitbewerber derzeit in Singapur, den USA und Israel ansässig, wo die Zulassung deutlich einfacher ist. Dr. Rieke Janßen glaube nicht, dass Kulturfleisch und -fisch ein Ersatz für die echten Produkte seien: "Eher eine gute Alternative für Leute [...], die bereits auf Fleisch verzichten oder den Konsum bereits drastisch reduziert haben oder wollen."
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