14.04.2023
Nordostatlantische Makrele: Quotenverhandlungen vorerst gescheitert
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Die sogenannten Küstenstaaten des Nordostatlantiks konnten sich bei ihren Verhandlungen über eine Aufteilung der Fangquote für die nordostatlantische Makrele bis zu der von ihnen selbst gesetzten Frist 31. März 2023 nicht auf eine Verteilung der Fangmenge einigen, meldet Europêche, Vereinigung der nationalen Verbände der Fischereiunternehmen in der EU. Die gegenwärtige Fangquote für die Makrele beläuft sich für das Jahr 2023 auf insgesamt 782.066 t, schreibt IntraFish. Damit besteht jetzt erneut die Gefahr, dass sich die sechs Parteien eigene Quoten zuteilen, die in ihrer Gesamtheit jene wissenschaftlich empfohlene Fangmenge erheblich überschreiten. Bereits seit dem Jahr 2009 liegen diese nationalen Quoten in toto höher als die empfohlene, in manchen Jahren um bis zu 80 %. Da die multilateralen Gespräche nicht vor Ende September diesen Jahres wieder aufgenommen werden sollen, besteht die große Gefahr, dass die Fischerei auf die NOA-Makrele im kommenden halben Jahr nicht nachhaltig erfolgen wird. Tim Heddema, Sprecher der EU-Schwarmfischindustrie, betont, dass sich die EU und Großbritannien bei den letztvergangenen Verhandlungen "verantwortungsbewusst" verhalten habe.
Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten wird die Dramatik der jetzigen Situation sehr unterschiedlich bewertet. Der Marine Stewardship Council (MSC) hatte der Fischerei bereits 2019 ihre Zertifizierung entzogen. Die britische Gesellschaft zum Schutz des Meeres, die Marine Conservation Society (MCS), hat die nordostatlantische Makrele aktuell in ihrem Fischratgeber umgehend heruntergestuft und sie aufgrund jahrelanger Überfischung und schlechten Managements als "eine nicht länger nachhaltige Wahl" eingestuft. Die Scottish Pelagic Sustainability Group (SPSG) hingegen bewertet diese Herabstufung als "übermäßig harte Bewertung". Denn: "Die MCS hat eine Matrix gewählt, um zu sagen, dass der Bestand überfischt ist, nämlich den fischereilichen Druck, aber sie hat völlig die Tatsache ignoriert, dass die Bestandsbiomasse 46 Prozent höher ist als die Einschätzung der Wissenschaftler vom ICES zum maximalen Dauerertrag (MSY)," kritisiert Ian Gatt, Vorsitzender der SPSG. Auch Tim Heddema meint, dass die Fischerei zwar nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten unter Überfischung leide, jedoch nicht überfischt sei: "Die Biomasse bewegt sich weiterhin innerhalb sicherer Grenzen." Das sei unter anderem auf das Verhalten der EU und des UK zurückzuführen, die sich weiterhin an jene Quotenanteile hielten, die im Jahr 2014 von den Küstenstaaten vereinbart worden waren.
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