04.09.2019
Ostseefischerei: "Drastische Auswirkungen" durch gekürzte Quoten 2020
Der Ostseefischerei drohen im kommenden Jahr bei fast allen Beständen erhebliche Quoteneinbußen (siehe Tabelle). So soll die Dorschquote für die westliche Ostsee um 68 % auf 3.065 t gesenkt werden. Die deutsche Quote würde nur noch 654 t betragen. Vergleichbar beschnitten wird die TAC für den Hering in der westlichen Ostsee: von 2019 noch 9.001 t auf gerade einmal 2.651 t - ein Minus von 71 % (deutscher Anteil: 1.462 t). Die Quote für die Sprotte soll um 25 % auf 203.027 t reduziert werden (deutsch: 12.688 t) und jene für die Scholle um 32 % auf 6.894 t (deutsch: 549 t). Sollten diese Vorschläge umgesetzt werden, "hätte das drastische Auswirkungen auf die gesamte Branche", prognostiziert der Deutsche Fischerei-Verband (DFV) in einer Pressemitteilung. Viele Betriebe würden Pleite gehen und das Fischverarbeitungswerk Euro Baltic in Sassnitz-Mukran/Rügen würde vermutlich im kommenden Jahr keinen Ostseehering mehr annehmen, weil sich das Werk während der Fangsaison im Frühjahr mit dieser geringen Menge nicht rentabel betreiben lasse.
"Die Fischer und ihre Organisationen sehen das europäische Management in der Ostsee als gescheitert an", schreibt der DFV. Hierfür machen sie die unzureichende Wissensbasis für den Ostsee-Mehrjahresplan verantwortlich. Außerdem bemängelten sie, dass es in der EU keine wirtschaftliche Folgenabschätzung der Managemententscheidungen und kein Krisenmanagement für eine nachhaltige Sicherung der wirtschaftlichen Strukturen gebe. "Offensichtlich vollziehen sich auch durch den Klimawandel im Ökosystem der Ostseee massive Veränderungen und die Wissenschaft ist nicht in der Lage, diese zeitnah zu erklären und im Management zu berücksichtigen", meint DFV-Sprecher Claus Ubl. Leidtragende seien die Fischer. Noch 2018 hatte der ICES ein Anwachsen des westlichen Dorschbestandes um 55 % auf 75.000 t im Jahre 2020 vorausgesagt. Jetzt glauben die Wissenschaftler, dass der Nachwuchsjahrgang 2016 nur halb so groß sei, wie noch im letzten Jahr angenommen.
Von der vorgeschlagenen Quotenkürzung ist auch die Freizeitfischerei betroffen: pro Angler und Tag dürfen nur noch zwei Dorsche geangelt werden. Bereits seit der Einführung dieses Bag-Limits auf fünf Dorsche vor zwei Jahren habe mehr als die Hälfte der Angelkutter aufgegeben. "Nun droht die komplette Abwicklung dieser Branche", befürchtet der DFV.
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