18.10.2024

Ostseefischerei: EU will TAC für Hering und Dorsch nahezu streichen

Am kommenden Montag, den 21. Oktober 2024, wird sich der Agrar- und Fischereirat der Europäischen Union in Luxemburg treffen, um unter anderem über die Fischereipolitik zu beraten, teilt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit. Dabei werden die Ministerinnen und Minister auch über die Fangquoten in der Ostsee für das Jahr 2025 entscheiden. Dorsch und Hering dürfen in der westlichen Ostsee schon länger nicht mehr gezielt befischt werden. Nach einem Vorschlag der EU-Kommission soll die gezielte Fischerei für beide Arten weiterhin geschlossen bleiben. Im kommenden Jahr soll die sowieso schon sehr niedrige Beifangquote erneut jeweils im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent beim Hering und um 75 Prozent beim Dorsch reduziert werden. Beim westlichen Hering will die Kommission über wissenschaftliche Empfehlungen hinausgehen und die Ausnahme streichen, die der kleinen Küstenfischerei derzeit noch eine sehr begrenzte gezielte Fischerei mit passiven Fanggeräten wie Stellnetzen und Reusen ermöglicht. Auch für die Sprotte wird eine Kürzung um über 42 Prozent vorgeschlagen.

Die beiden Küstenländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben in einem Brief an das BMEL deutliche Kritik an den Plänen der EU-Kommission geübt. Der fischereiliche Druck sei mittlerweile so weit reduziert, dass er praktisch keinen Einfluss auf die Entwicklung dieser Bestände habe, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben. Eine weitere Absenkung der Beifang-Quoten ergäbe daher keinen Sinn und könnte die Fortführung anderer Fischereien, in denen Dorsch und Hering beigefangen werden, gefährden. Auch das Thünen-Institut für Ostseefischerei teile diese fachliche Auffassung. Für den Hering sei weiterhin eine Ausnahmeregelung für die kleine Küstenfischerei dringend erforderlich.

Entsprechend warnte Schleswig-Holsteins Fischereiminister Werner Schwarz: "Es muss allen klar ein, dass aktuell die Existenz unserer gesamten verbliebenen Küstenfischerei an der Ostsee auf dem Spiel steht. Es muss daher alles getan werden, um den noch verbliebenen Betrieben einen Fortbestand zu ermöglichen." Mecklenburg-Vorpommerns Fischereiminister Dr. Till Backhaus hält Maßnahmen zur gezielten Verbesserung der Laichhabitate, zur Verminderung der Nährstoffeinträge sowie im Prädationsmanagement für zielführender: "Den Vorschlag der EU-Kommission lehne ich daher entschieden ab. Wir brauchen praxisnahe Maßnahmen statt destruktiver Symbolpolitik!"
Ostseefischerei: EU will TAC für Hering und Dorsch nahezu streichen
Foto/Grafik: Daniela Kloth
Noch gibt es sie, aber die Kisten sind leer: Die FG Wismarbucht ist eine der wenigen verbliebenen Fischereigenossenschaften an der MV-Küste. Kürzt die EU die Fangquoten 2025 noch weiter, steht die Küstenfischerei auf dem Spiel.
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