17.10.2023

Uni Hohenheim: "Fisch" aus Mikroalgen liefert genausoviel Omega-3

Forschende der Universität Hohenheim arbeiten an einer Fischalternative aus Mikroalgen. Dabei setzen Prof. Dr. Stephan Bischoff vom Institut für Ernährungsmedizin, Leiter des Forschungsprojekts, und seine Kolleg:innen auf die Kieselalge Phaeodactylum tricornutum. Sie biete so ziemlich alles, was der Fisch auch habe, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Lena Kopp: "Die getrockneten Mikroalgen weisen neben einem Proteinanteil von fast 50 Prozent in der Trockenmasse auch nennenswerte Mengen der langkettigen Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure, kurz EPA, auf. Zudem enthalten sie auch wasserlösliche Ballaststoffe, die wichtig für die Darmgesundheit sind, sowie Vitamin E und Carotinoide."

Phaeodactylum tricornutum muss jedoch aufgrund der Novel-Food-Verordnung der Europäischen Union erst noch ein Zulassungsverfahren durchlaufen, da die Alge bislang nur in Tierfutter verwendet werde. Erste Tests sprechen dafür, dass die Mikroalgen geeignet sind, den täglichen Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu decken: In dem Blut von Probanden, die jeweils zwei Wochen lang täglich einen Algen-Smoothie tranken, konnten ähnlich hohe Mengen an Omega-3-Fettsäuren nachgewiesen werden wie nach der Einnahme von Fischölkapseln.

Ein Problem nannte Dr. Marina Rickling, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Aromachemie: "Die Mikroalgen schmecken und riechen sehr intensiv nach altem Fisch." Um den Geschmack der Mikroalgen zu verbessern, forschen die Wissenschaftler an der Fermentation mit Hilfe von Pilzen, eine in Europa noch wenig bekannte Zubereitungsart, sagt Prof. Dr. Yanyan Zhang. Ersten Ergebnissen zufolge bauen diese Speisepilze tatsächlich die unerwünschten Substanzen ab. "Allerdings leider auch zu einem kleinen Teil die erwünschten Inhaltsstoffe", erklärt Dr. Rigling, "da müssen wir noch weiter experimentieren." Unter den erfolgreich ausprobierten Rezepturen sind Flammkuchen und Algen in Blätterteig sowie Tortelloni mit verschiedenen Füllungen wie veganem Lachs aus Karotten oder Tofu. Eine Füllung mit Bärlauch-Pesto sei bei Probanden am besten angekommen. Unterstützung bei der Produktentwicklung erhalten die Hohenheimer von den Brüdern Daniel, Simon und Dominik Tress aus Hayingen (Schwäbische Alp), die Bio-Restaurants, Bio-Hotels und demnächst auch einen Online-Shop für Bio-Produkte betreiben.
Uni Hohenheim: "Fisch" aus Mikroalgen liefert genausoviel Omega-3
Foto/Grafik: Universität Hohenheim/Lena Kopp
Forschende der Universität Hohenheim experimentieren mit Mikroalgen als neuartigem Lebensmittel und Fischalternative. Foto: Tortelloni mit Mikroalgen-Füllung.
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