02.03.2018
Hering: Produzenten fürchten Verlust des MSC-Siegels
Europäische Heringsfischer und -verarbeiter befürchten, dass der Marine Stewardship Council (MSC) dem atlanto-skandischen Hering im Nordostatlantik die MSC-Zertifizierung aberkennen könnte, schreibt das Portal IntraFish. Der Bestand, einer der wichtigsten für die Heringsbranche, umfasst vier zertifizierte Fischereien: die Fischerei auf den norwegischen Frühjahrslaicher, die norwegische und isländische Schleppnetz- und Ringwadenfischerei auf den Hering, die Ringwaden- Schleppnetzfischerei von DPPO, PFA, SPFPO und KFO sowie die atlanto-skandische Heringsfischerei der Färingischen Schwarmfisch-Organisation. Alle werden in der zweiten April-Hälfte 2018 von ihren ursprünglichen Zertifizierern individuell und unabhängig auditiert. Die einzelnen Berichte werden für eine einheitliche Einschätzung der aktuellen Bestandssituation zusammengeführt. Sollte sich dabei herausstellen, dass die MSC-Standards nicht erfüllt sind, verlieren alle Fischereien ihren MSC-Status, erklärt Ines Biedermann, Commercial Managerin des MSC in Deutschland.
"In dem Gebiet gibt es zwei Probleme", erläutert Ines Biedermann, "zum einen stellte der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) im September fest, dass die Heringsbestände zurückgehen, und zum anderen haben sich die Länder, die sich an der Fischerei beteiligen, nicht auf ein gemeinsames Management geeinigt, was bedeutet, dass sie individuelle Quoten festgelegt haben, die die vom ICES empfohlene Gesamtfangmenge übersteigen." So wurden 2017 insgesamt 805.142 t Hering gefischt, obwohl der ICES eine TAC von nur 437.364 t empfohlen hatte - eine Überschreitung der TAC um 84 Prozent. Für 2018 hat der Rat eine Höchstfangmenge von 384.197 t vorgeschlagen - eine Reduzierung seiner ursprünglichen Empfehlung um 30 Prozent. Insbesondere für den deutschen Markt rechnet die Hering verarbeitende Industrie mit Problemen, wenn der Fisch nicht mehr MSC-zertifiziert ist. "Eine Folge wäre, dass der LEH mehr Sommerhering nehmen müsste, der kleiner ist. Damit stiege die Nachfrage für diesen Hering", meint Rolf Kristian Vage von Pelagia. Die norwegische Schwarmfischgruppe erhält rund die Hälfte ihres Herings aus der in Rede stehenden Fischerei.
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