29.04.2011
Krabbenfischer streiken: Erzeugerpreise so niedrig wie seit Jahren nicht mehr
Der Erzeugerpreis für Nordseekrabben ist auf 1,27 Euro/kg gefallen. Mehr wollen die niederländischen Großhändler nicht zahlen, heißt es in einer Pressemitteilung der Erzeugerorganisation in Büsum. Da sich eine Fangfahrt bei derartig niedrigem Kilopreis nicht mehr rentiert, bleiben die Krabbenfischer seit einer Woche in den Häfen. „Bei diesen hohen Treibstoffpreisen müssen wir drei Euro pro Kilo bekommen, um die Kosten zu decken. Wer jetzt noch fährt, verbrennt nur sein Geld“, fasst Kapitän Andre Hamann aus Büsum die Lage zusammen.
Mehrere Faktoren verursachen diese „historisch einmalige Situation“. Seit November letzten Jahres machen die Fischer überdurchschnittlich gute Fänge. Während deutsche Fischer überwiegend Winterpause gemacht haben, waren viele Niederländer durchgehend auf Krabbenfang. Aufgrund schlechter Preise im Plattfischbereich – insbesondere die Schollenbestände sind sehr gut – sind sie in der Krabbenfischerei geblieben. Gleichzeitig betrieben die Lebensmittelhändler eine knallharte Niedrigpreispolitik. Im Handel sind die Krabbenpreise weiterhin hoch. Ein Dortmunder LEH-Filialist teilte mit, er kaufe das Kilo ungeschälte Nordseegarnelen im Großhandel für etwa 12,- Euro und verkaufe es an der Frischtheke für 16,- Euro.
Das Urteil des höchsten holländischen Verwaltungsgerichts bedeutet aktuell eine weitere Belastung für die Fischer. Alleine die deutschen Erzeugergemeinschaften sollen mehr als 400.000 Euro Bußgeld für angeblich illegale marktregulierende Maßnahmen im Jahre 2000 bezahlen. Auch deshalb seien die Erzeugerorganisationen jetzt nicht in der Lage, eine wirksame Fangmengenregulierung zu betreiben. Der aktuelle Fangstopp soll zunächst bis zum 9. Mai andauern. Von der Politik wird gefordert, das so genannte Allgemeinverbindlichkeitsgesetz der EU auch in Deutschland anzuwenden, um vor der deutschen Küste eine Mengenregelung durchzusetzen. Außerdem fordern die Fischer Abwrackprämien aus Brüssel. Etwa 30 Prozent der altersschwachen Krabbenflotte würde von diesen Fördergeldern Gebrauch machen. Für kommenden Dienstag, den 3. Mai, haben die EO-Vorstände der Westküste – Andre Hamann, Olaf Bönisch und Herbert Schoer – einen Gesprächstermin bei Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsministerin Dr. Juliane Rumpf bekommen.
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