03.06.2024

Norwegen: EU-Verarbeiter kritisieren steuerfreien Räucherlachs

Norwegen kann in den kommenden vier Jahren jährlich bis zu 4.500 Tonnen Räucherlachs steuerfrei in die Europäische Union exportierten, meldet das Portal IntraFish. Gesetzliche Grundlage für dieses Sonderrecht sei ein Anhang im Protokoll zum Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) vom März 2024. Das Dokument erlaubt Norwegen den zollfreien Export von 2.500 Tonnen Räucherlachs per anno. Da jedoch Norwegen und die EU bestimmt haben, dass diese jährliche Quote rückwirkend seit Mai 2021 gelte, weil sich die Ratifizierung des Abkommens verzögert hatte, und Norwegen die Quote für diesen Zeitraum von fast dreieinhalb Jahren nicht in Anspruch genommen hatte, summiere sich die zollfreie Menge für den Geltungszeitraum August 2024 bis 2028 auf tatsächlich 4.500 Tonnen/Jahr. Zum Vergleich: 2023 hatte die EU nach Angaben des Statistischen Amts Eurostat aus Norwegen 788 Tonnen Räucherlachs eingeführt, gut 42 Prozent mehr als 2022. Da Norwegen jenen Produktionsfisch, den das Land nicht exportieren darf, dann ausführen darf, wenn er veredelt wurde, können norwegische Räucherer zu erheblich niedrigeren Kosten produzieren als ihre europäischen Wettbewerber.

Auf jene Räucherlachsmengen, die die festgelegte Quote überschreiten, wird ein Einfuhrzoll in Höhe von 13 Prozent erhoben. Obgleich die zollfreie Quote von 2.500 bzw. 4.500 Tonnen vergleichsweise niedrig ist, bewerten EU-Lachsverarbeiter die neue Regelung als "beunruhigenden Trend", dass EU-Politiker das Problem Produktionsfisch ignorieren würden. Mit der neuen Quote erhielten norwegische Unternehmen "sämtliche Vorteile", sagt ein nicht genannter dänischer Räucherer. Jens Elsnab, Verkaufsleiter der dänischen Lachsräucherei Arctic Salar, kritisiert, dass die quotierte zollfreie Einfuhr mehr Unsicherheit im Markt produziere, denn: "Als Exporteur wissen Sie nicht, wann die Quote ausgeschöpft ist. Das heißt: Wenn Sie einen Auftrag erteilen, kennen Sie den Endpreis noch nicht." Auch der Europäische Dachverband der Fischverarbeiter (AIPCE-CEP) äußerte sich besorgt angesichts der neuen Zollfrei-Quote. Damit gewinne die norwegische Lachsindustrie weitere Marktanteile auf Kosten der in der EU ansässigen Produzenten.
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