29.09.2022
Norwegen: Quellensteuer auf Lachs von 40 Prozent geplant
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Die norwegische Regierung will von Lachszüchtern im Land eine neue Quellensteuer in Höhe von 40 % erheben, meldet das Portal IntraFish. Allerdings müsse das Parlament der neuen Abgabe, die vom Steuerjahr 2023 an gelten soll, noch zustimmen. Die Steuer solle ab einer Produktionsmenge von 4.000 oder 5.000 Tonnen gelten und nur Lachs aus Meeresgehegen betreffen. Fisch aus landgestützten Farmen werde nicht mit der Steuer belegt. Norwegens Mitte-Links-Regierung begründet die Steuer damit, dass die Lachsindustrie Fjorde und Meeresgebiete nutze, die der Allgemeinheit gehörten. Entsprechend solle die Hälfte der neuen Steuereinnahmen dem kommunalen Sektor zugutekommen. Hinter der vorgeschlagenen Quellensteuer stehe die Absicht, einen Teil der Gewinne der Lachsproduzenten den Gemeinden zukommen zu lassen, die an jenen Fjorden liegen, in denen Lachs gezüchtet wird. Die Höhe der zukünftigen Einnahmen werden auf 3,65 bis 3,8 Mrd. NOK geschätzt, etwa 351 bis 365 Mio. Euro.
Die Osloer Börse reagierte am gestrigen Mittwoch umgehend auf die angekündigte Quellensteuer. Die Aktienkurse börsennotierter Lachszüchter erlebten einen historischen Einbruch und verloren binnen Tagesfrist zwischen 15 und 19 % ihres Wertes – teilweise wird sogar von einem Minus von bis zu 30 % gesprochen – , während der Referenzindex des Börsenstandortes nur 3,4 % verlor. Mowi alleine soll verglichen mit dem Kurs zu Börsenschluss am Dienstag 12 Mrd. NOK (= 1,4 Mrd. Euro) eingebüßt haben. Betroffen als einer von vielen Anteilseignern war auch Mowi-Präsident Ole-Eirik Lerøy, dessen 1,5 Mio. Mowi-Aktien im Wert von 330 Mio. NOK (= 31 Mio. Euro) am Mittwoch 42 Mio. NOK (= 4 Mio. Euro) weniger wert waren. Bonafide Wealth Management, Asset Management-Unternehmen mit Sitz in Liechtenstein und selber Aktionär führender norwegischer Lachszüchter, darunter Mowi, sprach eine Kaufempfehlung aus, denn: "Der heutige Kursrutsch an der Seafood-Börse in Oslo ist beispiellos." Allerdings seien die Preiseinbrüche eindeutig eine Überreaktion des Marktes, zumal sich der globale Lachsmarkt trotz Rezessionsängsten als stabil erweise mit Preisen von über 80 NOK (= 7,70 Euro)/kg in Kontrakten für das kommende Jahr. Gegen den Trend entwickelten sich die Aktien jener Unternehmen, die auf landgestützte Lachszucht setzen: Proximar (+3,1 %), Atlantic Sapphire (+2,0 %), Salmon Evolution (+ 1,86 %), Andfjord Salmon (+1,34 %) und AquaPartners (+1,31 %).
Norwegens Lachsindustrie verurteilte die Steuerpläne umgehend. Ole-Eirik Lerøy sagte gegenüber der norwegischen Tageszeitung und IntraFish-Schwesterpublikation Dagens Næringsliv: "Die Fischzuchtindustrie hat schon viele Schwierigkeiten durchgemacht, aber dies ist das dramatischste Ereignis, das die Branche je erlebt hat." Die Gesamtsteuer, mit der die Lachsproduzenten belastet werden, würde einschließlich der Quellensteuer bei 62 % liegen, hat Bonafide errechnet. Zusätzlich zahlen die Lachszüchter seit diesem Jahr eine Produktionssteuer von 0,40 NOK (= 0,04 Euro)/kg Lachs. Entsprechend kommentiert Ole-Eirik Lerøy: "Es ist schwer zu glauben, dass das reichste Land der Welt seine zukunftsweisendste Industrie zerstören würde." Denn die Lachsindustrie generiere entlang der norwegischen Küste mehr Wert als jede andere Industrie. Lerøy: "Ein Vorschlag wie dieser würde normalerweise nur in Ländern gemacht werden, mit denen wir uns nicht vergleichen wollen."
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