20.06.2014
Norwegen erwägt eigenes Zertifizierungsprogramm für Nachhaltigkeit
Norwegische Wissenschaftler haben in einer Studie untersucht, inwieweit ein nationales Zertifizierungsprogramm zur fischereilichen Nachhaltigkeit für Norwegen sinnvoll sein könnte. Das teilt das Lebensmittelforschungsinstitut
Nofima mit, melden die Undercurrent News. Denn während der Marine Stewardship Council (MSC) zwar das bei weitem größte und bekannteste Zertifizierungsprogramm für die Fischerei unterhält, haben einige Länder wie Island und Alaska eigene Programme ins Leben gerufen, die das gute Management und die ökologische Unbedenklichkeit der heimischen Fischereien dokumentieren - in den genannten Beispielen sind es "Iceland Responsible Fisheries" (IRF) und "Seafood from Alaska". "Unsere Studie zeigt, dass der Markt eine alternative Zertifizierung von dritter Seite akzeptiert", sagt Bjørg Helen Nøstvold von
Nofima, "wir meinen, dass die Einrichtung eines norwegischen Nachhaltigkeitsprogramms neue Chancen bietet. Andererseits bedeutet es auch eine Herausforderung, nicht auf das MSC-System zu setzen." Die Fischereiforscherin und ihre Kollegin Ingrid Kvalvik hatten vom Norwegischen Seafood-Forschungs-Fond (FHF) den Auftrag erhalten, die Chancen einer norwegischen Nachhaltigskeitszertifizierung auszuloten.
Hierfür hatten die Wissenschaftlerinnen Interviews mit Herstellern und Supermarktketten in Schweden und Großbritannien sowie mit Umweltorganisationen und anderen Akteuren, die sich mit Zertifizierungen in der Fischindustrie beschäftigen, geführt. Außerdem erstellten sie eine Langzeitstudie, inwieweit eine Zertifizierung sich auf die Preise in britischen Supermärkten auswirke. "Die Untersuchung hat ergeben, dass die Nachhaltigkeitszertifizierung sowohl in Schweden als auch in Großbritannien ein etabliertes Einkaufskriterium ist, obgleich die meisten Unternehmen auch nicht-zertifizierten Fisch einkaufen. Das bestätigt, dass es derzeit in vielen wichtigen Märkten unrealistisch ist, ohne Zertifizierung zu arbeiten", erklärt Nøstvold. Allerdings unterscheiden sich die untersuchten Märkte ein wenig. Einkäufer in Großbritannien würden in stärkerem Maße auch alternative Zertifikate wie IRF und "Seafood from Alaska" akzeptieren, während in Schweden KRAV und MSC üblich seien, zentrale Bedeutung allerdings die "WWF-Ampel" habe. Während in Schweden ein Großteil der TK-Fischprodukte Nachhaltigkeitslabel besitze, trügen in Großbritannien nur 21 von 333 Produkten in der Tiefkühltruhe das MSC-Logo.
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