24.06.2008

Studie: Umdenken in der Debatte um ‚Food Miles’ erforderlich

Der Transport von Seafood einmal um den Erdball und zurück galt bisher als klassisches Beispiel für klimaschädliches Handeln. Eine neue Studie der britischen Seefischerei-Behörde Seafish relativiert diese Annahme, schreibt die norwegische Zeitung IntraFish. Entscheidend für die Ökobilanz eines Produktes ist nicht die Anzahl der Kilometer, die das Lebensmittel zurücklegt, sondern sind die mit ihm verbundenen Emissionen des Treibhausgases CO2, heißt es in der gemeinsam mit der Dalhousie-Universität erstellten Untersuchung
In einer Beispielrechnung konstruieren die Autoren der Studie den Transport einer Tonne Fisch nach London. Unter der Grundannahme, dass die Fahrzeuge jeweils voll beladen sind, ist der Transport im Containerschiff über eine Distanz von 17.542 km mit der Produktion von 190 kg CO2 verbunden. Wird dieselbe Tonne Fisch im Lkw vom schottischen Aberdeen in die britische Hauptstadt gefahren, verbraucht die kürzere Strecke von nur 863 km dennoch 250 kg CO2. Als Flugfisch von Island in die Stadt an der Themse transportiert würde der Fisch bei einer Flugstrecke von 1.677 km beachtliche 3.250 kg CO2 freisetzen.

Doch selbst die Luftfracht, einer der eindeutigen Verlierer in der Studie, kann nicht so eindeutig verworfen werden, wie es auf den ersten Blick scheint. Obgleich Flugfisch bei weitem den höchsten CO2-Ausstoß verursacht, muss berücksichtigt werden, dass Fisch oft in den Frachträumen von Passagierflugzeugen mitgenommen wird und damit eine bessere Auslastung dieser Maschinen ermöglicht. Da viele Länder, die Seafood frisch exportieren, gleichzeitig beliebte Ferienziele sind, könnte das Aus für den Flugtransport von Fisch die Preise für Flugtickets verteuern.

Die größten Treibhausgas-Verursacher in der Fischwirtschaft sind die Urproduzenten, die Fischer und Züchter. Sie erzeugen im Schnitt 80 Prozent der mit einem Seafood-Produkt verbundenen Emissionen, heißt es im Untersuchungsbericht. Zum Vergleich: Verarbeitung und Verpackung tragen in der Regel weniger als 10 Prozent zur CO2-Produktion bei. Insofern muss jeder Versuch, den Treibhausgas-Ausstoß der Fischwirtschaft zu reduzieren, mit einer Fischerei beginnen, die weniger Treibstoff benötigt.
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