14.09.2023
Studie: Große Fische werden kleiner, kleine Fische werden zahlreicher
Die Körpergröße von Organismen weltweit wird im Laufe der Zeit immer kleiner. Besonders deutlich ist diese Entwicklung bei Fischen. Das ist das zentrale Ergebnis einer in der Fachzeitschrift 'Science' veröffentlichten Studie, die die Entwicklung der Körpergröße von Tier- und Pflanzenarten weltweit innerhalb der vergangenen 60 Jahre untersucht hat. Durchgeführt wurde die Studie von einem internationalen Team von Wissenschaftler:innen von 17 Universitäten im Rahmen einer vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) geförderten Arbeitsgruppe, teilt das 2012 gegründete iDiv mit. Die Leitung hatten Forschende der Universität von St. Andrew’s und der Universität Nottingham, beide in Schottland ansässig. Bereits vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass die Größe beliebter Angelfische zurückgeht – und dass viele der am stärksten bedrohten Fischarten gleichzeitig zu den großen Arten gehören. Die neue Studie zeigt, dass die Veränderung der Körpergröße nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass Individuen innerhalb der Arten kleiner werden. Darüber hinaus werden auch größere Arten durch kleinere ersetzt.
"Sei es, weil wir Menschen nun einmal besonders gerne große Fische essen oder weil sich ihre Lebensräume erwärmen: Die großen Fische scheinen sich einfach nicht erholen zu können", erklärt Erstautorin Dr. Inês Martins von der Universität von St. Andrew's. Die Studie zeigte auch: Während einige Organismen größer werden, werden andere kleiner. Das deute darauf hin, dass, wenn große Organismen verschwinden, andere versuchten, ihren Platz einzunehmen und die verfügbaren Ressourcen zu nutzen. Dabei konnten die Wissenschaftler:innen zeigen, dass einige wenige Organismen durch viele kleine ersetzt wurden, so dass die gesamte Biomasse konstant blieb. Dieses überraschende Ergebnis stützt die These, dass Ökosysteme dazu neigen, Veränderungen zu kompensieren, indem sie die Gesamtbiomasse der untersuchten Arten in einem bestimmten Lebensraum stabil halten. Diese Stabilität wird auf einen Kompromiss zwischen einer Verringerung der Körpergröße und einer gleichzeitigen Zunahme der Häufigkeit von Organismen zurückgeführt. Ein Beispiel für die Zunahme kleinerer Arten sei die Makrele, sagt Inês Martins.
"Die Tatsache, dass die Organismen kleiner werden, hat weitreichende Auswirkungen: Die größe steht in Zusammenhang mit dem jeweiligen Beitrag eines Organismus' zur Funktionsweise von Ökosystemen und damit, wie der Mensch von ihnen profitiert", kommentierte die verantwortliche Letztautorin der Studie, Prof. Maria Dornelas von der Universität von St. Andrew's: "Von größeren Fischen werden in der Regel mehr Menschen satt als von kleineren Fischen." Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler:innen zum einen Daten, die bei Messungen der Biomasse gesammelt worden waren, sowie durchschnittliche Schätzungen der Körpergröße aus großen Merkmalsdatenbanken. Anhand dessen konnten sie Veränderungen der Körpergröße in mehr als 5.000 ökologischen Zeitreihen von 1960 bis 2020 abbilden und bewerten.
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