27.08.2024

Bio-Aquakultur stark rückläufig

Die ökologische Aquakultur ist in Deutschland in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich zurückgegangen. Während die Anzahl der Aquakulturbetriebe hierzulande zwischen 2015 und 2022 von 3.285 auf 2.150 Betriebe abgenommen hat – ein Rückgang von 32 Prozent –, sind von 181 Öko-Fischzuchten, die es 2012 in Deutschland gab, noch 43 verblieben – ein Minus von 76 Prozent. Von der in deutscher Aquakultur 2022 produzierten Menge von 26.464 Tonnen stammten rund 16 Prozent aus ökologischer Erzeugung. Der weitaus größte Teil davon kam allerdings aus der Miesmuschelproduktion, bei der der Öko-Anteil in den letzten Jahren zwischen 40 und 50 Prozent lag. Der hohe Anteil an Öko-Miesmuscheln erklärt sich dadurch, dass die meisten Miesmuschelfischereien im Nationalpark Wattenmeer produzieren. Da dort hohe Naturschutzstandards eingehalten werden müssen, stellt die EU-Öko-Verordnung für die meisten Betriebe keine große Hürde mehr dar. 30 der bundesweit 43 ökologischen Aquakulturbetriebe liegen in Bayern. Bei den meisten handelt es sich um kleinere Betriebe mit Direktvermarktung. Deutlich größer sind die Öko-Betriebe in Niedersachsen: Hier wurden 2022 in nur drei Betrieben rund 22 Prozent der bundesweiten Öko-Aquakulturmenge erzeugt.

Anfang 2024 veröffentlichte das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau eine Studie, in der die Wissenschaftler Dirk Klinkmann (Institut für Ökologischen Landbau) sowie Dr. Cornelia Kreiß und Prof. Dr. Ulfert Focken, beide vom Institut für Fischereiökologie, Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch Schwierigkeiten der ökologischen Aquakultur skizzierten. Gegenüber dem Portal Ökolandbau nannte Dirk Klinkmann mehrere Gründe für den Rückgang der Öko-Betriebe. Ein wichtiger Grund sei, dass Bio-Betriebe seit 2017 keine konventionellen Jungtiere mehr zukaufen durften. "Allein infolge dieser Änderung haben 75 Öko-Betriebe wieder rückumgestellt", sagt der Experte. Verantwortlich seien auch Prädatoren wie Otter, Kormoran und Reiher, die insbesondere bei den Jungfischen für Verluste von über 50 Prozent sorgen können. Klinkmann: "Das kann gerade für Öko-Betriebe existenzbedrohend sein, denn bei einem Öko-Fisch ist der monetäre Verlust höher, als wenn ein mit günstigerem konventionellen Futter gefütterter Fisch gefressen wird." Schließlich hätte die Kundschaft meistens Vertrauen in ihren regionalen Fischerzeuger, auch wenn dieser konventionell arbeite.
Der Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden
FischMagazin
FischMagazin
Kontakt
  • Kontakt Redaktion
  • Kontakt Anzeigen
  • Kontakt Leserservice

Verlag