13.09.2023

Boddenhecht-Projekt stellt Ergebnisse in Buch vor

Viereinhalb Jahre lang haben Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) nach den Ursachen für die Rückgänge der Hechtfänge und der Fanggrößen in der Boddenlandschaft um Rügen gesucht. Jetzt liegen die Ergebnisse in einem 800-seitigen Buch vor, verbunden mit klaren Empfehlungen für Politik, Behörden und die Nutzungsgruppen. Seit dem Jahr 2010 hat der Hechtbestand in den Bodden bis zur Hälfte seiner Produktivität eingebüßt, weil die erwachsenen Tiere deutlich langsamer Wachsen und ihre Anzahl rückläufig ist. Wenngleich die Suche nach den Ursachen kompliziert sei, sagt IGB-Projektleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus: "Offenbar haben sich die ökologischen Bedingungen an den Bodden deutlich verschlechtert und es wird gleichzeitig zu intensiv gefischt und geangelt." Der Hechtbestand um Rügen leide neben der Fischerei auch unter hohen Kormoranbeständen und reduzierter Nahrungsverfügbarkeit. Fettreiche Heringe, die im Frühjahr früher zahlreich in den Bodden eingewandert sind, sind rückläufig. Invasive Schwarzmundgrundeln, die stark zugenommen haben, seien hingegen gerade für die größeren Hechte unergiebig.

Die Fortpflanzung wird durch landwirtschaftliche Überdüngung eingeschränkt. Der Klimanwandel könne sich auf Reifung und Einqualität sowie die Häufigkeit von Bruträubern wie Stichlingen auswirken. Doch: "Weil die biologischen Zusammenhänge und Wechselwirkungen so komplex sind, ist es nicht leicht, den abfallenden Trend durch angepasste Managementstrategien umzukehren," meint Robert Arlinghaus. Zu den klaren Empfehlungen des Forschungsteams gehören die Aufwertung der Lebensräume der Hechte und das Schaffen von Überflutungsflächen in Salzwiesen und Randbereichen der Bodden. Nährstoffeinträge sollten reduziert werden, auch eine Reduktion der Kormoranbestände könnte einen positiven Effekt auf den Hechtbestand haben. Die IGB-Experten empfehlen fischereiliche Schonmaßnahmen (Anhebung des Mindestmaßes, Entnahmefenster) und erweiterte Wanderkorridore in Laichbuchten. Für Angelnde könnte die Entnahmemenge reduziert werden. Berufsfischer, die sich zugunsten der Hechtbestände und der Angelfischerei beschränken, könnten Kompensationen für Ertragsausfälle erhalten. Generell würden ergänzende bessere und objektive Daten wie jene aus dem Projekt helfen, die Diskussion zu versachlichen. Die umfassende Monographie kann hier kostenfrei heruntergeladen werden, Printexemplare sind gegen einen Unkostenbeitrag bei Robert Arlinghaus erhältlich
Boddenhecht-Projekt stellt Ergebnisse in Buch vor
Foto/Grafik: IGB
Viereinhalb Jahre lang haben Forschende des IGB nach den Ursachen für die Rückgänge der Hechtfänge und der Fanggrößen in den Bodden um Rügen gesucht. Jetzt liegen die Ergebnisse und Empfehlungen in einem 800 Seiten-Buch vor.
Der Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden
FischMagazin
FischMagazin
Kontakt
  • Kontakt Redaktion
  • Kontakt Anzeigen
  • Kontakt Leserservice

Verlag