18.07.2018
Russland: "Fischmarkt hat sich seit langem an Einfuhrverbot gewöhnt"
Russland hat am vergangenen Freitag das seit August 2014 bestehende Importverbot für Lebensmittel aus zahlreichen westeuropäischen Staaten bis zum 31. Dezember 2019 verlängert, schreibt IntraFish. Gut zwei Wochen zuvor hatten sich die Staats- und Regierungschefs der EU ihrerseits bei einem Gipfel in Brüssel auf eine Verlängerung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland geeinigt. Unter den betroffenen Nahrungsmitteln sind auch Fisch und Fischprodukte, ausgenommen Saataustern und -miesmuscheln sowie Setzlinge von Litopenaeus vannamei. Doch Alexey Aronov, stellvertretender Leiter der Russischen Vereinigung der Fisch verarbeitenden und handelnden Unternehmen, meinte, dass dieser "schon erwartete" Schritt keine großen Auswirkungen auf die verarbeitende Industrie und den heimischen Fischmarkt haben werde: "Russlands Fisch verarbeitende Industrie hat sich an die Handelssanktionen angepasst, die Einkäufer haben sich anderen Märkten und heimischem Fisch zugewendet."
Allerdings hat das Embargo messbare Auswirkungen. Nach Angaben der russischen Fischereibehörde Rosrybolovstvo stammten 2017 80,3% des in Russland konsumierten Fischs und Seafoods aus heimischer Erzeugung - 2014 waren es nur 50%. Die Seafood-Importe gingen 2014 gegenüber 2013 um 12,8% zurück auf 884.800 t. Der anhaltende Abwärtstrend wurde erst 2017 bei einer Einfuhrmenge von 599.000 t gestoppt, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 16,4%. Die wichtigsten eingeführten Arten, darunter Lachs, Forelle, Makrele, Hering, Capelin und Sardinen, erfuhren einen Rückgang, den Verarbeitern fehlten bis zu 50% ihrer Rohware, schätzt die Russian Fish Alliance. Einige Insolvenzen waren die Folge. Der Fischverzehr pro Kopf sank im Lande im Zeitraum 2013 bis 2015 von 22 auf 18 kg. Seafood gehörte zu jenen Produktkategorien in Russland, deren Preise sich am stärksten verteuerten - alleine im Jahre 2015 um 23%.
Zu den Profiteuren des Embargos gehören Konservenproduzenten wie die Sprotten-Produzenten in Kaliningrad: deren Ausstoß verdreifachte sich in den letzten zwei Jahren von 1,5 auf 4,3 Mio. Dosen per anno. Auf der anderen Seite stieg der Preis für die Sprotte von 30 auf 70 RUB bzw. von 0,43 auf 0,99 Euro/kg. Die meisten vom Einfuhrstopp betroffenen Produkte habe man substituieren können, sagt der Direktor der Russian Fish Union, Sergey Gudkov - mit Ausnahme von Kabeljau- und Capelin-Rogen, hochwertigem Surimi und Heringsfilets.
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