16.10.2024

Weißfisch: Zufuhr in die EU massiv unter Druck

Die Weißfisch-Zufuhr auf den EU-Markt leidet erheblich unter wachsendem internationalem Wettbewerb und Quotenkürzungen bei einigen der wichtigsten Arten, meldet das Portal IntraFish. Entsprechend warnt der Europäische Verband der Fischproduzenten und -händler (AIPCE-CEP) in seiner 'EU Seafood Supply Synopsis 2024', bislang bekannt unter dem Titel 'Finfish Study'. "Der Markt merkt allmählich, dass es im kommenden Jahr einen Fischmangel geben wird", sagt Morten Jensen, Geschäftsführer der Nordic Group, ein Weißfisch-Verarbeiter der norwegischen Insula-Gruppe.

Im Jahr 2023 konsumierte die EU fast 2,5 Mio. t Weißfisch aus Wildfang, wovon über 2,3 Mio. t oder 94 % importiert wurden. Bei Alaska-Pollack und Hoki ist die Gemeinschaft vollständig auf Importe angewiesen, bei Kabeljau, Seehecht, Schellfisch, Seelachs und Rotbarsch in hohem Maße. Während die Nachfrage ständig gestiegen ist, sind die Anlandungen in der EU seit Jahren rückläufig: Von 2020 bis 2023 fielen sie nach Angaben der AIPCE um 43 %. 2023 wurden in der EU noch 150.000 t gefangen, ein Rückgang alleine gegenüber dem Vorjahr um 15 %.

Auf Basis Menge sind Alaska-Pollack und Kabeljau die wichtigsten Weißfischarten in der EU-Lieferkette mit 842.000 t bzw. 779.000 t im vergangenen Jahr. Wichtigste Lieferländer waren Russland und China mit rund 464.000 t aus Russland und 459.000 t aus China. Norway steuerte 359.000 t bei, die USA 244.000 t und Island 232.000 t. Während die EU für einige Seafood-Produkte aus Russland – wie Kaviar und Krustazeen – ein Einfuhrverbot verhängt hat, gilt das Embargo bislang nicht für Weißfisch. Russland ist nicht nur für Direktimporte relevant: Nach Angaben der AIPCE sollen über 95 % des aus China importierten, weil dort verarbeiteten AP ursprünglich russischer Provenienz sein. Größtes Importland für AP ist Deutschland mit einem Anteil von 42 %, gefolgt von Frankreich, Polen und den Niederlanden.

Beim Kabeljau haben die dramatisch reduzierten Fangquoten in der Barentssee einen erheblichen Einfluss auf die Preise und die Verfügbarkeit von Kabeljau auf dem EU-Markt. 2023 war die Fangquote für den gemeinsam von Norwegen und Russland bewirtschafteten Bestand um 20 % auf 566.784 t gesenkt worden, 2024 erfolgte eine weitere Kürzung um 20 % und für 2025 sollen sogar rund 31 % gestrichen werden, so dass im kommenden Jahr eine Fangmenge von nur noch 311.587 t bleibe. Die EU-Fischerei selber steuerte zum Kabeljau-Verbrauch 2023 von 779.000 t nur noch 5 % oder 38.000 t bei.
Weißfisch: Zufuhr in die EU massiv unter Druck
Foto/Grafik: Björn Marnau/FischMagazin
Experten prognostizieren für den EU-Markt für das kommende Jahr eine erhebliche Angebotslücke bei Weißfisch. Foto: Alaska-Pollack, Blockware.
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