Umwelt: Plastiktütengebühr soll 2016 kommen

Voraussichtlich ab April kommenden Jahres sollen Kunden im Einzelhandel für Plastiktüten durchgehend zahlen. Gegenwärtig verbraucht jeder Deutsche im Schnitt 71 Plastiktüten pro Jahr. Eine EU-Richtlinie sieht vor, dass der Plastiktütenverbrauch bis zum Jahr 2026 auf 40 Tüten pro Kopf und Jahr reduziert werden soll. Das Bundesumweltministerium will allerdings die konkrete Umsetzung dem Deutschen Handelsverband (HDE) übertragen. Der HDE wiederum will es dem Einzelhändler überlassen, individuell "einen angemessenen Betrag" für die Tüten festzulegen. Außerdem sollen die so genannten Hemdchentüten von der Regelung ausgenommen werden. Laut einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsforschung sind mehr als ein Drittel der in Deutschland verbrauchten Plastiktüten Hemdchenbeutel. Entsprechend kritisiert Thomas Fischer, Projektmanager Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, die Ausnahme: "Hemdchenbeutel sind auch normale Plastiktüten und fallen unter die EU-Verordnung." Er wertet deshalb den HDE-Vorschlag als schlechtes Signal.

Einen freiwilligen Verzicht auf Plastiktüten übt schon seit weit über einem Jahr der Fischfachhandel Keste im schleswig-holsteinischen Neumünster. Ein Auslöser für diese Entscheidung seien persönliche Erfahrungen gewesen, die sie beim Schwimmen im Urlaub an der marokkanischen Küste gemacht hätten, sagten die Inhaber Miriam und Björn Keste: "Damit der Müll im Meer nicht unser Müll ist." Alleine im eigenen Unternehmen Keste Meeresdelikatessen seien in der Vergangenheit etwa vier Millionen Tüten pro Jahr über die Ladentheke gereicht worden, nennt Björn Keste konkrete Verbrauchszahlen. Heute würden nur noch Muscheln in der Plastiktüte abgegeben, ansonsten gibt es Papiertüten und Baumwolltaschen. Kauft ein Kunde "super gut" ein, erhalte er den mit dem Firmennamen bedruckten Beutel umsonst. Anlässlich der Eröffnung der neuen Holsten-Galerie Mitte Oktober erhielt jeder Kunde ab einem Einkauf von 10,- Euro einen Baumwoll-Einkaufsbeutel. Die Resonanz der Kunden auf den Plastiktüten-Verzicht sei positiv. Und die Kestes, übrigens Seafood Star-Preisträger des Jahres 2015, schätzen auch den kleinen Gedankenanstoß: "Wir schärfen das Bewusstein für den Müll, den wir produzieren."

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