27.07.2021

Umweltverschmutzung: Drogen im Abwasser gefährden Fische

Drogen wie Kokain, Ecstasy oder Meth, vom Menschen konsumiert, haben Auswirkungen auf das Verhalten und die Gesundheit von Fischen. Denn der menschliche Körper scheidet charakteristische Abbauprodukte der Stoffe aus und spült sie die Toilette hinunter. In den Kläranlagen können die Drogen nur unzureichend entfernt werden. Sie gelangen letztendlich in die Natur, wo sie die Tierwelt beeinflussen können. Neueste Erkenntnisse liefert eine Studie des Verhaltensökologen Dr. Pavel Horky und seines Teams von der Tschechischen Universität für Biowissenschaften in Prag, veröffentlicht im "Journal of Experimental Biology". Anlass für die Untersuchung war die Beobachtung, dass im Rahmen einer Abwasserstudie in zahlreichen europäischen Ländern, darunter Deutschland, hohe Spuren der synthetischen Droge Methamphetamin, auch bekannt als Crystal Meth, in den entnommenen Proben festgestellt wurden. Laut einem Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogenkonsum (EMCDDA) steigt der Konsum von Methamphetamin in Europa seit Jahren stetig an.

Horky und seine Kollegen hatten für ihre Untersuchungen 60 Forellen aus einem Zuchtbetrieb über zwei Monate lang in Wasser gehalten, das mit Methamphetamin angereichert war. Dabei entsprach der Drogengehalt des Wassers genau dem, den die Wissenschaftler zuvor in dem gereinigten Wasser von Kläranlagen in Tschechien und der Slowakei gemessen hatten. Eine Kontrollgruppe von weiteren 60 Forellen schwamm in einem drogenfreien Becken. Nachdem sie das Methamphetamin-Becken verlassen hatten, zeigten die Fische eine stark verringerte Aktivität - bedingt durch den Stress des Drogenentzugs, erklären die Wissenschaftler. In einem anderen Experiment ließen die Forscher den Forellen beider Gruppen die Wahl zwischen zwei Wasserläufen: der eine war mit Methamphetamin angereichert, der andere nicht. Die Fische der Methamphetamin-Gruppe bevorzugten das angereicherte Wasser. Das zeige deutlich, dass die Fische eine Abhängigkeit von der Substanz entwickelt und sich auf Entzug befunden hätten. Eine denkbare Folge: die Tiere könnten sich in freier Natur in unnatürlich großer Dichte in der Nähe von Kläranlagen versammeln, um den Folgen des Entzugs zu entgehen. Da sie verlangsamt reagieren, sei die Gefahr größer, überproportional häufig Fressfeinden zum Opfer zu fallen.

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