21.03.2024
Indien: "Allgegenwärtige Arbeitsrechtsverstöße" in der Shrimp-Industrie
Ein neuer Bericht der US-Organisation Corporate Accountability Lab (CAL) behauptet, dass in der Lieferkette für indische Shrimps "Arbeitsrechtsverstöße allgegenwärtig" seien, meldet das Portal IntraFish. In dem gestern veröffentlichten Bericht "Hidden Harvest" (dt.: "Verborgene Ernte") heißt es, dass in einigen Unternehmen Arbeiter regelmäßig ausgebeutet und zur Arbeit gezwungen würden, außerdem sei Kinderarbeit bei indischen Shrimpproduzenten "weit verbreitet". Der CAL-Bericht kritisiert auch die beiden führenden Umweltstandards für die Shrimp-Industrie, den Aquaculture Stewardship Council (ASC) und die Best Aquaculture Practices (BAP) der Global Seafood Alliance. Beide seien zwar "lobenswert", ihre Anforderungen würden jedoch regelmäßig nicht eingehalten.
Nach Angaben der CAL-Sprecherin Allie Brudney seien die dreijährigen Untersuchungen der Gruppe motiviert worden durch einen Anstieg der Einfuhr geschälter Shrimps aus Indien in die USA. 2023 exportierte das Land 296.000 t Shrimps im Wert von 2,1 Mrd. Euro in die USA und war damit der größte Garnelenlieferant der Staaten. CAL teilte mit, für die Studie seien Gespräche mit 150 Personen geführt worden. Obwohl Vorwürfe gegen die Branche erhoben werden, seien jedoch keine Führungskräfte aus Shrimp-Betrieben befragt worden.
Der CAL-Bericht erschien nur wenige Stunden nach Veröffentlichung einer davon unabhängigen Untersuchung der Nachrichtenagentur Associated Press, die aufgrund einer eigenen Recherchereise nach Indien im Februar dieses Jahres über zahlreiche Menschenrechtsverstöße und eine unsichere Arbeitsumgebung berichtet. Bei der AP war die Chefreporterin für den Bericht über Indien Martha Mendoza, die für einen 2016 publizierten Bericht über die thailändische Shrimp-Industrie – "Seafood from Slaves" – den US-amerikanischen Medienpreis Pulitzer-Preis erhalten hatte. Die damalige Veröffentlichung hatte zu erheblichen Veränderungen in der Shrimp-Lieferkette und bei den staatlichen Regulierungen in Thailand geführt. Der Präsident des Verbands der Seafood-Exporteure aus Indien, Pawan Kumar, kommentierte jetzt, der AP-Bericht enthalte "eine Anzahl Irrtümer und Auslassungen". Der Leser erhalte von indischen Shrimp-Exporteuren ein verzerrtes Bild, das auch deren Beschäftigten schaden könne. Die wirtschaftliche Entwicklung der Region könne dadurch um Jahre zurückgeworfen werden.
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