06.02.2024
Großbritannien verbietet Sandaal-Fischerei – auch für EU-Fischer
Die britische Regierung untersagt die Sandaal-Fischerei in den englischen und schottischen Gebieten der Nordsee ab dem 26. März 2024 dauerhaft. Großbritannien reagiert damit auf eine mindestens seit der Jahrtausendwende laufende Kampagne von Vogelschützern. Die Fischerei auf Sandaal (Ammodytes tobianus) sei eine der Ursachen für den Rückgang der Seevögel-Populationen im United Kingdom, sagt The Royal Society for the Protection of Birds (RSPB). Faktoren wie der Klimawandel, die Vogelgrippe, Offshore-Aktivitäten und eben die Fischerei auf den für die Fischmehl- und Fischölproduktion verwendeten Sandaal hätten dazu beigetragen, dass insbesondere die Bestände jener Seevögel, die vor allem ihren Nachwuchs mit den kleinen barschverwandten Fischen fütterten, rückläufig seien. Das gelte beispielsweise für Papageientaucher (engl. Puffins) und Dreizehenmöwen (engl. Kittiwakes), die auf der Roten Liste stünden und vom Aussterben bedroht seien. Eine im vergangenen Jahr durchgeführte Vogelzählung habe ergeben, dass bei mehr als der Hälfte der auf den britischen Inseln und an der irischen Küste brütenden Seevögel die Zahlen in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen seien.
Heftige Kritik am britischen Verbot der Sandaal-Fischerei kommt von dänischen Fischern, meldet Seafood.Media. Dänemarks Fischerei fängt in britischen Gewässern jährlich schätzungsweise 100.000 t Sandaal im Wert von 300 Mio. DKK, mehr als 40 Mio. Euro. Dänische Fischereiverbände werfen den Briten vor, mit dem Fangverbot gegen Brexit-Vereinbarungen zu verstoßen, die EU-Fischern weiterhin Fangrechte für britische Gewässer gewährt hatten. "Das ist eine Erniedrigung der EU", klagt Sven-Erik Andersen, Vorsitzender des Dänischen Fischerei-Verbandes (Danmarks Fiskeriforening). Angesichts der ökonomischen Dimension müsse die Regierung "bis zum letzten Blutstropfen" gegen diesen UK-Beschluss kämpfen, fordert der Vorsitzende der Dänischen Produzentenorganisation der Schwarmfischfänger (DPPO), Jens Schneider Rasmussen. Denn das Verbot habe schwere Folgen für die Fischmehl- und Fischöl-Industrie. "Das sind erhebliche Werte für Dänemark und wir sind der festen Überzeugung, dass dies ein Verstoß gegen den Wortlaut des Abkommens darstellt, wonach der gegenseitige Zugang zum Fischfang in den Gewässern der Vertragsparteien gewährt werden muss", erklärt Anne Mette Bæk, Geschäftsführerin von Marine Ingredients Denmark (MID) und Direktorin der European Fishmeal and Fish Oil Producers (EFFOP). Selbst der Internationale Rat für Meeresschutz (ICES) soll im November 2023 auf gemeinsame Nachfrage von UK und EU mitgeteilt haben, dass die biologischen Empfehlungen für die Sandaal-Fischerei ökosystembasiert seien und den Fisch als Nahrung für Seevögel und weitere Prädatoren bereits berücksichtigen würden. Entsprechend "überraschend" sei der Beschluss der britischen Regierung.
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