27.12.2019
Island: Jeder Dritte isst "Gammelrochen" zur Thorlaksmesse
Eine gewöhnungsbedürftige kulinarische Tradition pflegen viele Isländer am Tag des Nationalheiligen Torlak oder Thorlákur, dem 23. Dezember: sie essen 'kæst skata', zu deutsch "stinkender Rochen" oder "Gammelrochen". Die Besonderheit dieser vor Island vorkommenden Rochenart ist, dass er den Harnstoff nicht in einer Harnblase speichert. Wie alle Plattenkiemer reichert er den Harnstoff im Blut an, um den osmotischen Druck des Meerwassers auszugleichen. Dadurch ist das Fischfleisch ohne Fermentation nicht zum Verzehr geeignet. Lässt man den Rochen mindestens vier Wochen fermentieren, entweichen in dieser Zeit die abgelagerten Giftstoffe, so dass er gegessen werden kann.
Nach einer Umfrage von Marked and Media Research (MMR), zitiert von der Iceland Review, essen an jenem 23. Dezember, dem Tag der Thorlaksmesse oder Thorláksmessa, immerhin 37% der Isländer "Gammelrochen", meist serviert mit Kartoffeln - im Jahre 2012 waren es noch 40%. Unter älteren Isländern jenseits von 68 Jahren sind es laut MMR sogar 58%, von den 18- bis 29-Jährigen hingegen nur noch 21%. Der Leiter des isländischen Hauseigentümerverbandes ermahnte jedoch die Bewohner von Appartmenthäusern, den 'kæst skata' nicht zu Hause zu kochen: "Das ist wie ein terroristischer Anschlag auf die Geschmacksnerven. Es ist kein Nahrungsmittel, sondern wird per definitionem als Abfall eingestuft." Für Liebhaber des Stinkefischs gibt es auch in ganz Island Restaurants, die die fermentierte Spezialität anbieten.
Lesen Sie zu Island auch im FischMagazin-Archiv:
11.12.2019
Island ernennt Petra Neykov zur Honorarkonsulin
10.12.2019
Island: Samherji darf doppelt soviel Lachs und Seesaibling züchten
09.12.2019
Island: Samherji leugnet jede kriminelle AktivitätDer Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden