05.02.2014

Vietnam: Illegaler Agar-Agar-Zusatz optimiert Shrimp-Preise

Shrimps aus Vietnam werden zunehmend mit einem Zusatzstoff behandelt, der den meisten Importeuren und Branchenakteuren in diesem Kontext offenbar nicht bekannt ist: Agar-Agar, ein Geliermittel auf Pflanzenbasis. Volker Loock, Geschäftsführer des in Bremerhaven ansässigen Analyse-Labors Impetus Quality Inspection, bestätigt gegenüber IntraFish, dass die Fälle von mit Agar-Agar behandelten Shrimps in den vergangenen Monaten explosionsartig zugenommen hätten: im Dezember 2013 und Januar diesen Jahres sei ungefähr die Hälfte der von Impetus untersuchten Sendungen mit Agar-Agar injiziert gewesen. Während ein hoher Glasuranteil und die nicht-deklarierte chemische Behandlung beispielsweise mit Polyphosphaten in der Branche bekannt sind, haben, schreibt IntraFish, viele Importeure wie etwa Igor Klint, Verkaufsdirektor bei Lenger Seafoods, in diesem Zusammenhang noch nie von Agar-Agar gehört. Bei dieser Art der Gewichtserhöhung werden der Kopf und der Körper insbesondere von Black Tiger-Garnelen einzeln mit der im Supermarkt oder Gesundheitsladen erhältlichen Gelatine gespritzt.

Was in Vietnam schon seit Jahren in begrenztem Umfang praktiziert worden sei, habe sich dort seit Mitte 2013 "zu einem großen Problem" entwickelt, meint ein nicht näher genannter europäischer Garnelenverarbeiter. Aktuelle Ursache seien die gegenwärtig hohen Garnelenpreise und ein sich entsprechend verschärfender Wettbewerb. "Während 'unbehandelte' Shrimps für 15,- USD (11,10 Euro) verkauft werden, könnte 'behandelte' Rohware für 13,50 USD (10,- Euro) gehandelt werden", erklärt der Importeur. Für den Laien sei der Nachweis von Agar-Agar nicht einfach. Die Größe der Garnele verändere sich nicht, allerdings werde sie schwerer und könne eine "merkwürde Form" erhalten, beschreibt es der Händler. Wird die Garnele gegart, sickere das Agar als "schleimige Flüssigkeit" aus. Volker Loock gibt die durchschnittliche Gewichtserhöhung mit 5 bis 10 Prozent an. Der Qualitätskontrolleur betont, dass eine derartige Behandlung in nahezu allen Ländern weltweit unzulässig sei. Als Gefahr sieht er die mögliche Kontamination des verwendeten Agars, das Schwermetalle enthalten könne.

Der Geschäftsführer eines asiatischen Garnelenzuchtunternehmen hingegen wiegelt ab, dass es "nicht dasselbe sei wie die Injektion von Chemikalien", dass die Agar-Behandlung "viel besser sei als das Tränken beispielsweise mit Phosphaten." Die Wahrscheinlichkeit, dass Agar wiederum mit anderem vermischt werde, sei schlichtweg deshalb gering, weil es selbst zu preiswert sei. Guus Pastoor, Präsident der Europäischen Vereinigung der Fischproduzenten und Fischhändler (AIPCE) erklärte gegenüber IntraFish, er habe von europäischen Importeuren und Verarbeitern bislang keine Klagen gehört. Jeglicher Zusatzstoff solle jedoch auf dem Produktetikett auftauchen. Diese Forderung unterstützt John Connelly, Präsident des US-amerikanischen National Fisheries Institute (NFI), dem im Übrigen die Agar-Agar-Praxis nicht bekannt war. Die Vietnamesische Vereinigung der Seafood-Exporteure und -Produzenten (VASEP) sei nach Angaben von VASEP-Vizepräsident Nguyen Huu Dung gegen "diese sehr üble Praxis im vergangenen Jahr vorgegangen". Volker Loock bekräftigt die Notwendigkeit, das Problem anzugehen: "Niemand will Agar in seinen Shrimps haben, weder in den USA und in der EU noch in China oder Japan."

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