12.02.2013
Hamburg: Heinz Oestmann, der "Rebell von Altenwerder", hört auf
Am Sonntagmorgen stand er regelmäßig auf dem Hamburger Fischmarkt und verkaufte direkt vom Kutter: Heinz Oestmann, Hamburgs wohl bekanntester Fischer. Jetzt setzt er sich zur Ruhe, schreibt das Hamburger Abendblatt. Seinen 63 Jahre alten Kutter, die "Nordstern", will er verkaufen, ebenso sein Restaurant am Yachthafen in Finkenwerder. Fangquoten, bürokratische Auflagen für kleine Kutterbesatzungen und nun noch die Folgen der Elbvertiefung - das lohne sich nicht mehr, zitiert das Abendblatt den 63-jährigen. Außerdem mache ihm eine alte Verletzung zu schaffen: als junger Fischer hatte ihn eine Ankertrosse auf einen Poller gequetscht und den Magen innerlich förmlich zerrissen. Neunmal musste er operiert werden. Sohn Thees sollte den Familienbetrieb übernehmen, dessen Geschichte sich bis 1740 zurückverfolgen lässt. Doch Thees fährt jetzt eine HADAG-Hafenfähre.
Heinz Oestmann war in den 70er, 80er und 90er Jahren bundesweit bekannt geworden, als er mit der "Nordstern" gegen Dünnsäure-Verklappung in der Nordsee oder das Akw in Brokdorf protestierte und für die Grünen in der Bürgerschaft saß. Ende der 90er Jahre gehörten er, seine Frau Renate und ihre vier Kinder zu den Letzten, die in Altenwerder ausharrten, als dort das Containerterminal gebaut werden sollte. Neue Pläne habe Oestmann keine, sagt er auf Frage des Abendblatts: "Pläne mache ich nicht mehr, immer wenn ich etwas geplant habe, lief es schief." So ganz stimmt das nicht. Denn der ewige Protest habe sich auch gelohnt - noch nie habe er den Stint aus der Elbe so gesund gesehen wie heute.
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