23.12.2011

Island: Eine Delikatesse, die nach Ammoniak stinkt

Heute, einen Tag vor Heiligabend, essen die Isländer wieder ein traditionelles Fischgericht, dem Angehörige anderer Nationen skeptisch gegenüber stehen: ‚kaest skata’ - vergorener Rochen. „Wenn Du heute in der Stadt bist, wird dir diese Tradition nicht entgehen, denn der Ammoniak-Geruch dieses fermentierten Fischs, der aus Restaurants der Innenstadt zieht, haut dich fast um“, schreibt die Journalistin Eyglo Svala Arnardsdottir in der Icelandic Review, und betont gleichzeitig: „Der Geruch ist wirklich schlimm, aber - wie bei stinkendem Käse - der Geschmack ist hervorragend, wenn auch gewöhnungsbedürftig.“ Die Fischdelikatesse wird mit gekochten Kartoffeln, Steckrüben und hamsatolg - geschmolzenem Schaffett - serviert.

Eine aktuelle Umfrage von Media and Market Research habe ergeben, dass anlässlich der heute auf Island begangenen Thorlaksmessa - in Erinnerung an den 1985 heilig gesprochenen isländischen Bischof und Schutzpatron Thorlakur Thorhallsson (gest. 23.12.1193) - , 42 Prozent der Isländer den „stinkenden Rochen“ essen. Allerdings gibt es Unterschiede nach Geschlecht, Alter und Milieu: so essen das traditionelle Gericht mehr Männer (47%) als Frauen (37%), weniger Städter (37%) als Bewohner der übrigen Regionen (49%) und eher ältere Isländer als junge - unter den über 50-Jährigen sind es 56%, bei den 30- bis 49-Jährigen noch 44% und bei den unter 30-Jährigen nur 24%. Das Problem der Spezialität, erklärt Arnardsdottir: niemand wolle das gemütliche Beisammensein in den eigenen Räumen veranstalten. Schon deshalb könne man Skata in fast allen Fischrestaurants essen. Im Übrigen geben die Isländer am 23. Dezember unglaubliche Geldsummen aus und treffen sich schließlich nach dem Einkauf in der Stadt mit Freunden, um Geschenke, Karten und Küsschen auszutauschen.
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