27.07.2011
Österreich: Nachzuchtprogramm für die „Tiroler Urforelle“
Im österreichischen Tirol wird seit gut einem Jahr eine regional vorkommende Forellenart nachgezüchtet, die lange Zeit als ausgestorben galt: die „Tiroler Urforelle“. Vor dreizehn Jahren hatte der Biologe Nikolaus Medgyesy am Gossenköllesee im Kühtai (Stubaier Alpen) eine autochthone, also in Tirol heimische, danubische Bachforelle entdeckt, meldet der Österreichische Rundfunk (ORF). Eine genetische Analyse bestätigte die Vermutung. Der 2.417 Meter über dem Meeresspiegel liegende Hochgebirgssee war vermutlich wie viele Tiroler Bergseen um das Jahr 1500 unter Kaiser Maximilian I. mit Forellen und Saiblingen besetzt worden. Acht Monate im Jahr ist der 1,6 Hektar große See von einer bis zu zwei Meter hohen Eis- und Schneeschicht bedeckt.
Die Bestände der Donau-Bachforelle wurden durch den Kraftwerksbau und durch den fischereilichen Besatz mit Regenbogenforellen und atlantischen Bachforellen aus Dänemark stark dezimiert. Nur noch in Gewässern, die unberührt von späteren Besatzmaßnahmen geblieben sind, konnte sich die danubische Linie halten. Medgyesy entdeckte bei der danubischen Bachforelle Verhaltensmuster, die sich deutlich von jenen anderer Bachforellenlinien unterscheiden: sie ist extrem standorttreu und wesentlich besser gegen Hochwasserereignisse und Muren, das heißt abgehende Schlamm- und Geröllströme, gerüstet. „Diese Urforelle ist ganz speziell auf die Bedürfnisse in unseren Gewässern angepasst,“ erklärt der Wissenschaftler.
Der Tiroler Fischereiverband setzt große Hoffnungen in die Urforelle. Deshalb wird in der Fischzucht in Thaur bei Innsbruck ein Nachzuchtprogramm für heimische Bachforellen betrieben. Aus genetisch reinen Muttertieren wurden in diesem Jahr bereits 50.000 Urforellen gezüchtet. Auch die heimische Äsche wird reproduziert, in diesem Jahr mit 280.000 Tieren. „Das ist europaweit einzigartig und entschädigt für den großen Aufwand,“ meint Niki Medgyesy, Sohn des Urforellen-Entdeckers und Leiter der Fischzucht in Thaur. Markus Schröcksnadel, Obmann des Tiroler Fischereiverbandes, hofft, dass die Forelle ihren ursprünglichen Lebensraum wieder zurückerobert. Interessierte können sich am 26. August bei einem Tag der offenen Tür in der Fischzucht Thaur umsehen.
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