04.07.2022
Nordsee: ICES empfiehlt höhere Quoten für mehrere Schlüsselbestände
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Höhere Fangquoten für Kabeljau, Seelachs, Schellfisch und Scholle für das Fangjahr 2023 empfiehlt der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES). "Besonders positiv für die deutsche Kutterfischerei ist die empfohlene Quotensteigerung beim Kabeljau", kommentiert Claus Ubl vom Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer (VDKK). Da die Kabeljau-Fischerei im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes seit Jahren eine gute Bestandsentwicklung beobachte, könne die Gesamtentnahme 2023 auf 22.946 t und damit um 44 % gegenüber 2022 steigen. Für den Seelachs prognostiziert die Wissenschaft bei einer um 18,7 % auf 58.912 t steigenden Fangquote einen weiter wachsenden Elterntierbestand, bedingt durch die gute Nachwuchssituation. Der extreme Anstieg der Schellfischquote um 160 % auf 137.058 t weise eher auf Verbesserungen in der wissenschaftlichen Erfassung hin, urteilt Ubl, denn eine derartige Bestandszunahme binnen Jahresfrist sei in der Natur eher unwahrscheinlich. Der Schollenbestand bewegt sich weiterhin auf dem Rekordniveau der letzten Jahre von rund einer Million Tonnen, so dass 150.705 t entnommen werden könnten.
Reduktionen der Fangmengen hingegen empfiehlt der ICES für Seezunge und Hering. Für die Seezunge wird eine überdurchschnittliche Quotensenkung von 40 % empfohlen, weil die Wissenschaft den Seezungenjahrgang 2018 nach unten korrigiert hat. Der Nordseehering bewegt sich weiterhin auf dem Niveau der Zielwerte für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Beim Clupea harengus wird deshalb eine TAC von 441.886 t vorgeschlagen, ein Minus von 5,6 % gegenüber 2022.
Darüberhinaus weist der VDKK auf die ökonomische Lage der Fischerei hin. "Während sich die Bestandssituation stabil zeigt und wachsende Bestände bessere Erträge ermöglichten, wird die wirtschaftliche Lage für die Betriebe schwieriger", urteilt der Verbandssprecher. Dazu trügen insbesondere die Treibstoffkosten bei. Insbesondere bei höherpreisigen Arten wie der Seezunge könnten die Kostensteigerungen nicht an den Verbraucher weitergegeben werden. Die Folge: in der holländischen Seezungenfischerei stehe dementsprechend ein großer Teil der Flotte vor dem Konkurs und der Abwrackung von Fahrzeugen. Aus den wissenschaftlichen Fangempfehlungen des ICES wird die EU-Kommission einen Vorschlag für die Fangquoten im kommenden Jahr erarbeiten, über den der EU-Ministerrat im Dezember dieses Jahres entscheiden wird.
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