06.04.2022
Russland droht, Alaska-Seelachs-Quote einseitig anzuheben
Russland denkt laut darüber nach, seine Fänge von Alaska-Seelachs in einer der größten Fischereien für den Weißfisch zu verdoppeln, meldet das Portal IntraFish. Damit würde das Land ein seit mehr als 30 Jahren gemeinsam mit den USA kooperativ betriebenes Fischereimanagement für den Alaska-Pollack gefährden. Ilya Shestakov, Direktor der Russischen Föderalen Fischerei-Behörde (Rosrybolovstvo), hatte am 23. März gegenüber einem führenden Politiker im russischen Förderationskreis Ferner Osten vorgeschlagen, Russland solle seinen Fanganteil in der Beringsee, überwiegend Alaska-Seelachs, auf 50 % anheben. Bislang besitzt Russland für das Meer Fischereirechte für gut 20 % der Ressource, während den USA Fangrechte für 80 % der Fänge zustehen. Allerdings haben die Länder kein Abkommen über eine Quotenaufteilung geschlossen. Vielmehr teilen die Meereswissenschaftler der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und des Russischen Federal Research Institutes of Fisheries and Oceanography (TINRO) Informationen über die Bestände und sprechen Empfehlungen zu nachhaltigen Fanghöchstmengen (TACs) aus.
Aus der Westlichen Beringsee landet Russland rund 400.000 Tonnen an, während die USA in der Östlichen Beringsee etwa 1,4 Mio. Tonnen fangen. Shestakovs Vorschlag würde Russlands Fangerträge in der Region mehr als verdoppeln. Rosrybolovstvo bestätigte, dass man eine Machbarkeitsstudie zu der Quotenerhöhung durchführe und jetzt Urteile von Umweltexperten zu dem Vorschlag einhole. Russische Wissenschaftler hatten im Oktober gewarnt, dass jüngste Einschätzungen der AP-Biomasse in den zentralen Fanggebieten des Landes bereits 2024 zu einer erheblichen Absenkung der TAC führen könnten. Trotz ihrer Bedenken hatten sie für 2023 eine Anhebung der Quote in der Westlichen Beringsee von 409.700 Tonnen auf 450.000 Tonnen empfohlen. Viele russische Unternehmen würden eine Erhöhung der Fangmenge unterstützen, meint Georgy Martynov, Leiter der Vereinigung der Fischereiunternehmen von Primorye. Allerdings befürchte er Preisrückgänge in den wichtigsten Märkten, sollte erheblich mehr gefangen werden. Unklar ist derzeit, wie sich der Weißfischexport aus Russland angesichts drohender Sanktionen entwickeln werde. Noch überprüfen führende Verarbeiter wie Young's Seafood und Nomad Foods, Eigner der Marken Iglo und Birds Eye, sowie Frosta ihre Lieferketten.
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