25.03.2022
Stiftung Warentest warnt vor Deutsche Edelfisch
Die Stiftung Warentest führt die Deutsche Edelfisch als Beispiel dafür an, "wie wichtig es ist, dass Anlegerinnen und Anleger vor einem Investment genau hinsehen." In einer ausführlichen Stellungnahme beschreibt die gemeinnützige Verbraucherorganisation, mit welchen "dubiosen Methoden" die Deutsche Edelfisch für Anleihen für die geplante "größte Aquakultur-Kreislaufanlage für Zander in Europa" wirbt. Um die anvisierten 700 Tonnen Zander pro Jahr zu produzieren, benötige die projektierte Anlage mindestens 900.000 Setzlinge. "Jährlich an diese riesige Menge kostbares Setzlinge zu kommen, erscheint den befragten Experten als Kunststück", schreibt Warentest.
Deutsche Edelfisch wirbt mit Renditen zwischen 5,5 bis über 10 Prozent für ihre Anleihen und Anteile. Doch Hans Acksteiner, Geschäftsführer der Deutsche Edelfisch DEG GmbH & II Co. KG, weist gleichzeitig darauf hin, dass seine Produkte riskant und nur etwas für erfahrene Anleger seien. Das Interesse führender Wirtschafts- und Publikumstitel wie Handelsblatt, Focus.de und Stern.de an Berichterstattung über die Edelfisch ist zweifelhaft: Was Acksteiner als Berichte nennt, sind Advertorials, bezahlte Werbung. Falsch ist die Behauptung der vermeintlichen Fischzüchter, dass die Kreislaufanlage "aus Mitteln des Europäischen Meeres- und Fischereifonds Fördergelder in Höhe von 3.380.000 Euro" erhalte: Das Ministerium in Schwerin dementiert, dass das Fördergeld "in diesem Jahr zugeteilt" werde. Ein Dementi kommt auch aus dem Hause der Fischmanufaktur Deutsche See in Bremerhaven, über die die Deutsche Edelfisch schreibt: "Unser Hauptabnehmer ist die Deutsche See, die uns zugesichert hat, hier mindestens 50 Prozent abzunehmen." Auf Nachfrage teilt der Marktführer mit: "Wir unterhalten keine Geschäftsbeziehungen zu diesem Unternehmen und planen es auch nicht."
Mit der Bautätigkeit der geplanten Zanderfarm geht es derweil kaum voran. "Die ursprünglich für das Jahr 2020 geplante Produktion von schlachtreifen Fischen wird sich erst im Jahr 2021 realisieren lassen", kündigte die Deutsche Edelfisch an. Anfang 2022 existierte weiterhin nur eine Baustelle. Tatsächlich sind in der Bilanz vor allem Kosten für Adressdaten potenzieller Anleger, Vertrieb, Provisionen und Beratung aufgeführt, während für Grundstücke und Bauten nur 32.000 Euro verbucht werden. Entsprechend warnte nicht nur Finanztest vor der Deutsche Edelfisch. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat das Unternehmen erneut auf die Warnliste gesetzt.
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