01.09.2008
Schweden: Überfischung verändert Evolution des Ostsee-Dorschs
Überfischung verändert die evolutionäre Entwicklung des Kabeljaus in der Ostsee, meinen die Autoren einer neuen Studie schwedischer und US-amerikanischer Wissenschaftler, schreibt Fish Information & Services (FIS). Demnach führe die Fischerei auf Kabeljau zu einer „Verjüngung“ des Fischs: der Dorsch ist bei Erreichen der Geschlechtsreife heute kleiner als vor 4.500 Jahren in der Jungsteinzeit, sagt Karin Limburg von der State University of New York, Hochschule für Umwelt- und Forstwissenschaft.
Die Forscher hatten mangels historischer Daten Fischreste untersucht, die in einer 4.500 Jahre alten Siedlung auf der schwedischen Ostseeinsel Gotland gefunden worden waren. Die Größe der neolithischen Fische bestimmten die Wissenschaftler anhand der Rückenwirbel und analysierten zur Altersbestimmung die Kalziumkarbonat-Struktur der sogenannten Otolithen, der Ohrsteinchen. Der Kalk der Gehörsteinchen kann ähnlich wie die Jahresringe eines Baumes zur Schätzung des Fischalters genutzt werden. Der in der Steinzeit gefangene Dorsch sei im Durchschnitt 56 cm lang gewesen, während der heute 49 cm misst. Das Alter der neolithischen Fische habe im Schnitt 4,7 Jahre betragen, während der Dorsch heutzutage 3,7 Jahre alt sei. Der Grund: vor 4.500 Jahren wurde nicht auf hoher See gefischt, wo die ältesten und größten Kabeljaue leben, während moderne Trawler heute auch die tieferen Teile der Ostsee befischen und dort große Weibchen fangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Tiere fortpflanzen, wird dadurch gesenkt.
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