30.11.2020

Island: Drei Wochen auf See mit COVID-infizierter Mannschaft

Ein isländischer Frosttrawler ist drei Wochen auf See geblieben, obwohl 23 von 25 Besatzungsmitgliedern mit dem COVID-19-Virus infiziert waren. Seit vergangener Woche muss sich der Kapitän der "Júlíus Geirmundsson", ein Schiff des TK-Fischproduzenten Hra∂frystihúsi∂ Gunnvör, vor einem isländischen Seegericht verantworten, weil er trotz der Symptome eines Besatzungsmitglieds Ende September in keinen Hafen eingelaufen war. Súsanna Björg Astvaldsdóttir, Ärztin am Westfjord Healthcare Institute, hatte Schiffskapitän Sveinn Geir Arnarsson aufgefordert, die Besatzung auf das Corona-Virus testen zu lassen. Tatsächlich lief das Fangschiff jedoch erst drei Wochen später einen Hafen an - um zu tanken. Nachdem bei der Besatzung Proben gezogen worden waren, lief der Trawler wieder aus, ohne die Ergebnisse abzuwarten. Tatsächlich trugen 23 von 25 der Getesteten das Virus. Nach Angaben von Besatzungsmitgliedern waren nicht genug Medikamente an Bord, um erkrankte Mitglieder zu behandeln. Einige seien gezwungen worden, trotz Krankheit zu arbeiten. Inzwischen hätten fünf isländische Gewerkschaften wegen des Vorfalls Klage eingereicht. Die Besatzung forderte in einem Schreiben die Abberufung des verantwortlichen Kapitäns. Der Brief war unterzeichnet von der Ersatzmannschaft, die das Schiff mehrheitlich fährt, jedoch auf dieser Fangfahrt nicht an Bord war. Die polizeilichen Ermittlungen zu dem Fall sollen inzwischen kurz vor dem Abschluss stehen.

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