31.10.2016
Friedrichshafen: Skepsis gegenüber einer Felchen-Aquakultur
Bei der diesjährigen Tagung des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg am 22. Oktober in Friedrichshafen nahmen Beiträge und Debatten zum Felchen den größten Raum ein, schreibt der Südkurier. Denn dessen Erträge aus dem Bodensee schrumpfen stetig. Zuletzt holten Baden-Württembergs Berufsfischer kaum noch 50 Tonnen im Jahr aus dem See, dazu von schlechter Qualität, teilte Peter Dehus mit, Referent für Fischerei im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz. In den 1990er Jahren waren es noch bis zu 400 Tonnen. Neue Forschungen hätten ergeben, dass insbesondere der Stichling dem Felchen arg zusetze, sagte Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen. Dessen Population breite sich explosionsartig aus und sei für die Hälfte des Ertragsrückgangs beim Felchen verantwortlich. Um den Bedarf von rund 700 bis 800 Tonnen Felchen am Bodensee zu decken, werden jährlich 400 bis 500 Tonnen aus Skandinavien, Polen und Kanada importiert.
Um jedoch fangfrischen Felchen aus Deutschlands größtem See anbieten zu können, wie von vielen Gästen gewünscht, plädierte Peter Dehus für dessen Zucht. Eine Felchen-Aquakultur von 500 bis 600 Tonnen würde den Phosphatgehalt im Wasser lediglich um 0,2 bzw. 0,3 Prozent steigen lassen - was der Referent für "verschmerzbar" hielte. Er stellte Netzgehege mit einem Durchmesser und einer Tiefe von jeweils 20 Metern vor. Dann kämen Felchen wieder aus dem Bodensee und die Zucht wäre nach deutschen Maßstäben nachvollziehbar. Kritische Stimmen aus den Reihen der Versammlungsteilnehmer sprachen jedoch von "Massentierhaltung" und befürchteten die Ausbreitung von Seuchen und eine zu große Nitrat-Konzentration. Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg ist ein Zusammenschluss von rund 800 Fischereivereinen und Einzelmitgliedern, in dem insgesamt über 60.000 Angelfischer organisiert sind.
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