14.07.2011
Brüssel will Fischereipolitik grundlegend erneuern
Mit einer grundlegenden Neuausrichtung ihrer Fischereipolitik will die EU die Überfischung der Gewässer rund um Europa stoppen. EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki stellt die Vorschläge am Mittwoch vor. Danach will Brüssel unter anderem die alljährlichen Quotenverhandlungen durch langfristige Managementvorgaben ersetzen, bestimmte Fangmengen einschränken sowie die Vorschriften für den Umgang mit Beifang verschärfen. Der Entwurf muss von den EU-Staaten und dem Europaparlament abgesegnet werden. Insider erwarten massiven Widerstand von einigen Regierungen und Branchenverbänden.
Der Maßnahmenkatalog würde eine Kehrtwende in der gemeinsamen Europäischen Fischereipolitik bedeuten. Diese wurde bislang von den Mitgliedsstaaten geprägt: Ihre Minister handeln auf jährlichen Treffen untereinander die Quoten aus. Gerade die Mittelmeeranrainer schanzen sich dabei gern gegenseitig hohe Fischfangmengen zu; die Empfehlungen von Wissenschaftlern zum Bestandsschutz werden nur selten beachtet. Fischereikommissarin Damanaki will das System auf den Kopf stellen. Ihr zufolge soll Brüssel von 2013 an die Fangmengen in Mehrjahresplänen vorgeben – die dann von den Mitgliedsstaaten abgesegnet werden. Die Quoten sollen sich an wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren. Fehlen verlässliche Daten über die Bestandsentwicklung einer Fischart, dürfen die Fischer von dieser Sorte künftig pauschal 25 Prozent weniger als bisher fangen. Völlig verbieten will Damanaki die Praxis, den Beifang verletzt oder tot zurück ins Meer zu werfen. Stattdessen müssen die Fischer laut dem Reformentwurf den gesamten Fang zurück in den Hafen bringen. Im Gegenzug sollen sie künftig Lizenzen zum Verkauf des Beifangs kaufen können.
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