25.06.2008
Norwegen: Neue Tötungsmethode gefährdet Lachs-Qualität
Seit dem 1. Juni dieses Jahres gelten für Norwegens Lachsschlachtbetriebe neue gesetzliche Vorschriften für die Tötung der Fische, schreibt die norwegische Zeitung IntraFish. Doch die geforderte elektrische Betäubung der Lachse vor dem Schlachten führt zu Qualitätseinbußen. In der Vergangenheit hatten die meisten Verarbeiter Kohlendioxid (CO2) eingesetzt, um den Lachs vor dem Töten zu betäuben. Tierschützer kritisieren diese Praxis jedoch. Norwegens Lachsindustrie hat nun nahezu einstimmig gegen die neuen Regelungen protestiert: diese Methoden führten dazu, dass im Endprodukt Blutflecken zurückbleibe. „Das Problem ist so weit verbreitet, dass wir überlegen, keinen Lachs von Produzenten zu kaufen, die die neuen Betäubungstechniken einsetzen“, sagt Andre Skarbo, Einkäufer für den norwegischen Weiterverarbeiter Norsk Sjomat. Es sei eine Schande, wenn Fischzüchter zwei Jahre lang benötigten, um einen hochwertigen Lachs zu produzieren, nur damit dann ein Schlachtbetrieb die Qualität innerhalb von einer Sekunde ruiniere. Er erhalte schon viel Fisch, den er aufgrund von Blutflecken sowie Blutresten an der Mittelgräte nicht verwenden könne.
Maria Elias-Barroso, Verkaufs- und Marketingleiterin bei Seaborn, teilte mit, dass viele ihrer europäischen Kunden sich beschwert hätten, nachdem sie Blutreste in Lachsprodukten gefunden hätten: „Im Frischfisch-Bereich ist es kein so großes Problem, wohl aber für die Räuchereien. Denn es zeigt sich am Fertigprodukt.“ Über den kosmetischen Aspekt hinaus könne ein blutiges Produkt auch zu ernsthafteren Problemen der Keimbelastung führen. Andere norwegische Akteure behaupten, dass Problem sei keine Folge der Betäubungstechniken, sondern resultiere aus einer altmodischen Methode des Ausblutens. Per Johnny Boe, Mitarbeiter des norwegischen Produzenten Sekkingstad, erklärte, statt sich gegen humanere Tötungsmethoden zu wehren solle die Industrie andere Lösungsansätze verfolgen: „Wir haben das Problem mit dem Ausbluten in Griff bekommen, indem wir die Hälterkapazität erweitert und die Ausblutungszeit verlängert haben und außerdem dafür sorgen, dass in den entsprechenden Tanks eine gute Wasserzirkulation gegeben ist.“ Norwegens Gesetzgeber hat inzwischen eingelenkt: die neuen Vorschriften sollen erst 2010 in Kraft treten.
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