15.12.2025
Lachszucht: Läuse verursachen Kosten von bis zu 3,5 Mrd. Euro
Der weltweiten Lachszucht entstehen durch Lachsläuse jährlich Kosten, die sich geschätzt auf 900 Mio. bis 3,5 Mrd. Euro belaufen, meldet das Portal IntraFish. Dr. Ian Bricknell, Professor für Aquakultur-Biologie an der Universität von Maine (USA), schätzt, dass die Kosten für die Industrie von 518 bis 862 Mio. Euro im Jahre 2018 auf inzwischen 862 bis 1,3 Mrd. Euro gestiegen sind. EVAH, ein kanadisches Biotech-Unternehmen, geht sogar von mehr als 3,5 Mrd. Euro aus, wenn neben den Kosten für die Bekämpfung der Meeresläuse auch die indirekten Kosten berücksichtigt werden, die durch Verletzungen und höhere Sterblichkeit der Fische sowie eine Herabstufung der Qualität entstehen. In den acht wichtigsten Produktionsländern für Lachs wird zunehmend eine Kombination aus biologischen, mechanischen und thermischen Mitteln zur Bekämpfung der Lachsläuse eingesetzt, während chemische Mittel seltener verwendet werden.
Im wichtigsten Produktionsland Norwegen setzen die Züchter vor allem auf Putzerfische wie Seehase und Lippfisch, wobei hierbei Effizienz und Nachhaltigkeit umstritten seien, sagt der Lachslaus-Experte Prof. Bricknell. Da Brutanstalten nicht genug Putzerfische produzierten, entstünde Druck auf die Wildbestände dieser Fische. Die meisten norwegischen Farmen kombinierten eine biologische Kontrolle mit mechanischen und thermalen Behandlungen der Lachse. Hydrolysatoren und Wärmebehandlung setzen die Fische entweder Frischwasser oder warmem Meereswasser aus, um die Läuse zu entfernen. Inzwischen setzen 80 bis 90 Prozent der norwegischen Züchter die beiden letztgenannten Behandlungen ein, während keine 10 Prozent noch chemische Entlausung betreiben, die vormals Standard war. Norwegens "Ampel-System", das Lachszucht je nach ökologischer Performance erlaube – Farmen in "grünen" Zonen dürfen expandieren, solchen in "gelben" oder "roten" Gebieten werden Beschränkungen auferlegt –, sei zwar bei einigen Züchtern nicht beliebt, sorge jedoch für eine Ausbalancierung von Wachstum der Aquakultur und Nachhaltigkeitszielen.
Das weltweit zweitgrößte Lachszuchtland Chile besitzt keinen landesweiten gesetzlichen Rahmen wie Norwegen und erlaubt weiterhin einen umfassenderen Einsatz chemischer Behandlungen, sagt Bricknell. Obgleich die dortige Industrie zunehmend auf synthetische Insektizide – darunter Pyrethroide und Ivermectin – verzichte, würden diese angesichts schwacher Kontrollen in einigen Regionen verbotenerweise weiterhin eingesetzt. Der Einsatz von Putzerfischen sei in Chile nicht so weit gediehen wie in Norwegen, da Forscher noch nach geeigneten regionalen Fischarten suchten. Doch auch in Chile setzten sich mechanische und auf Frischwasser basierende Systeme zunehmend durch. Einige chilenische Züchter haben außerdem Impfstoffe gegen die dort vorkommende Lausart Caligus rogercresseyi entwickelt. In Schottland setzen fast alle Lachszüchter eine Kombination aus Putzerfischen, Wasser- und Wärmebehandlung ein. Biozertifizierte Farmen bevorzugen aufgrund von Tierwohlstandards Putzerfische. Auf den Färöer-Inseln werden nur mechanische Methoden verwendet, weil sich die örtlichen Seehasen-Populationen als als schlechte Fressfeinde der Läuse erwiesen hätten.
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