28.08.2024
Produktionsfisch: EU-Gremium empfiehlt Einfuhrzölle auf Lachsfilet
Eine EU-Beratergruppe, das European Market Advisory Council (MAC), empfiehlt, dass die Europäische Union Zölle auf jene norwegischen Lachsfilets erheben solle, die in Norwegen aus Lachsen der Qualitätsstufe "Produktionsfisch" geschnitten werden, meldet das Portal IntraFish. Grund ist eine seit Monaten schwelende Debatte über erhebliche Wettbewerbsverzerrungen in der europäischen Lachsindustrie. Bekanntlich dürfen Lachse der niedrigsten Qualitätsstufe "Produktionsfisch" – daneben gibt es die Kategorien "superior" und "ordinary" – nicht unverarbeitet aus Norwegen ausgeführt werden. In vergangenen Jahren war dieses Exportverbot vergleichsweise unproblematisch, weil Produktionsfisch nur einen Anteil von vier bis sechs Prozent an der gesamten Lachserzeugung Norwegens hatte. Im laufenden Jahr jedoch erreichte der Anteil eine zuvor nicht gekannte Größenordnung von über 35 % in acht aufeinanderfolgenden Wochen des Jahres. 35 % der Lachsproduktion von 1,4 Mio. t entsprächen rund 370.000 t. Ein erheblicher Teil dieser Volumina könnte verarbeitet und in der EU verkauft werden, meint das MAC – das sei ein unfairer Vorteil für norwegische Verarbeiter.
Die EU-Lachsindustrie bezeichnet die gegenwärtige Marktsituation sowohl als "ernst" wie auch als zunehmend schlechter werdend, sagt Guus Pastoor, Geschäftsführer der Branchenvertretung AIPCE-CEP. Sie führe zum Zurückfahren der Produktion und zu Stellenstreichungen. Der Preisunterschied zwischen den beiden Lieferketten belaufe sich derzeit auf schätzungsweise 4,30 bis 4,50 Euro/kg – das führe zu einem Preisunterschied bei Filets von 30 % zu Ungunsten der Verbeiter in der EU. Denn die aus Produktionsfisch geschnittenen Filets stünden im direkten Wettbewerb mit Filets, die aus Lachsen der Qualitätsstufen "superior" oder "ordinary" geschnitten werden. Bereits am 11. März dieses Jahres hatte die Handelsabteilung der EU-Kommission, die Generaldirektion Handel, das norwegische Ausfuhrverbot offiziell als Marktzugangsbeschränkung eingestuft, die gegen internationales Handelsrecht verstoßen könnte. Auf ein formales Schreiben der EU im Mai verbunden mit einer Einladung zu bilateralen Gesprächen habe Norwegen bis heute – ein Vierteljahr später – nicht reagiert. Im April hatten sich EU-Lachsverarbeiter zusammengeschlossen, um ein Ende des Exportverbots für Produktionsfisch zu fordern. Pierre Commère, Leiter einer der MAC-Arbeitsgruppen, spricht sich für Einfuhrzölle aus, um das Gleichgewicht zwischen der EU und Norwegen wieder herzustellen.
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