20.11.2023

Island: Fischereihafen Grindavík vollständig geräumt

Aufgrund zahlreicher Erdbeben und einem drohenden Vulkanausbruch ist der isländische Fischereihafen Grindavík in der Nacht vom 10. auf den 11. November 2023 vollständig geräumt worden, schreibt das Portal IntraFish. Die Behörden hatten entschieden, dass es für die 3.700 Bewohner der Stadt zu gefährlich sei zu bleiben. In der vergangenen Woche war die Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands von hunderten von Erdstößen erschüttert worden. Die Sicherheitsbehörden befürchten, dass sich unter der Stadt ein Magmatunnel gebildet habe und dass sich in der Folge eine Vulkanspalte öffnen könne. Die Isländische Meteorologische Behörde geht davon aus, dass die Erdbeben einen Ausbruch des nahegelegenen Vulkans Fagradalsfjall ankündigen. In Grindavík seien die Wasser- und Elektrizitätsversorgung, zahlreiche Häuser und Infrastruktureinrichtungen schwer beschädigt worden.

In dem evakuierten Gebiet werden fast 200 Unternehmen mit rund 2.000 Beschäftigten betrieben, darunter mehrere Seafood-Firmen. Ansässig sind hier Matorka, Züchter von Seesaibling in einer landgestützten Farm, eine Fabrik von Samherji, das hier 1972 gegründet wurde, und die Weißfisch-Gruppe Vísir. Außerdem ist Grindavík Wohnort zahlreicher ausländischer Arbeitskräfte, von denen die Mehrzahl aus Polen, dem Baltikum, von den Philippinen und aus Thailand komme. Einige von ihnen seien bereits eingebürgert.

Bei Matorka seien durch mehrere schwere Erdstöße am 10. November Fischbecken beschädigt worden, so dass Saiblinge umgesetzt werden mussten. Da der Züchter derzeit keine Fische verarbeiten oder verkaufen könne, kündigte Geschäftsführer Christo du Plessis an, auf einen Lohnverarbeiter zurückgreifen zu wollen. Vísir, eine Tochter von Síldarvinnslan (SVN), hat die Arbeit in seiner Grindavík-Fabrik vorläufig gestoppt. Die eigene Fischerei sei jedoch nicht beeinträchtigt. Die Weißfisch-Gruppe Thorbjörn wiederum, die in Grindavík ansässig ist, habe ihren Sitz in ein Sommerhaus 50 km entfernt verlegt, teilte Geschäftsführer Eiríkur Óli Dagbjartsson mit. Der Thorbjörn-Betrieb sei jedoch noch intakt. Das Management habe einige hundert Tonnen gesalzenen Kabeljau, der für Spanien bestimmt sei, retten können. Die Fangschiffe des Unternehmens würden ihre Produkte jetzt in Reykjavík oder anderswo löschen.

Dagbjartsson sagte, er könne sich an kein vergleichbares Ereignis erinnern, abgesehen von der Evakuierung der Westmänner-Inseln vor 50 Jahren. Im Januar 1973 hatte ein Vulkanausbruch dazu geführt, dass die Gemeinde Vestmannaeyjar auf der Insel Heimaey mit Schiffen evakuiert wurde. "Die Situation hielt sechs Monate an und mehrere hundert Gebäude wurden zerstört", erinnert Dagbjartsson. Die meisten der mehr als 5.000 Bewohner seien zurückgekehrt, aber nicht alle. Heute lebten auf der Insel noch 4.500 Menschen. Auch Vestmannaeyjar ist ein wichtiger Fischereihafen und Standort der Fischverarbeitung. Damals konnte durch ein Umlenken der Lavaströme verhindert werden, dass der Hafen, die Lebensader der Insel, verschüttet wurde. Ein im Jahre 2014 eröffnetes Museum auf Heimaey erinnert heute an den Vulkanausbruch.
Island: Fischereihafen Grindavík vollständig geräumt
Foto/Grafik: Olga Ernst/Wikicommons
Aufgrund zahlreicher Erdbeben und einem drohenden Vulkanausbruch ist der isländische Fischereihafen Grindavík in der Nacht vom 10. auf den 11. November 2023 vollständig geräumt worden.
Island: Fischereihafen Grindavík vollständig geräumt
Foto/Grafik: Björn Marnau/FischMagazin
Auf den Westmänner-Inseln erinnert seit 2014 das 'Eldheimar Museum' an den Vulkanausbruch auf Heimaey im Jahre 1973. Kern der Ausstellung ist ein ehemals von Lava verschüttetes, ausgegrabenes Einfamilienhaus.
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