25.01.2023
Island bereitet Fischereireform vor
Island arbeitet an einer Reform seiner Fischerei. Jetzt haben Arbeitsgruppen für dieses Projekt "Unsere Ressource" erste Vorschläge vorgelegt, inwieweit die isländische Fischerei-Industrie durch ein Mehr an Transparenz optimiert werden könne, meldet die Iceland Review. Im Mai 2022 hatte Ernährungsministerin Svandís Svavarsdóttir entschieden, die Branche unter ökologischen wie unter ökonomischen Aspekten zu reformieren. Experten, Akteure der Wirtschaft und die Bevölkerung haben nun 60 Vorschläge gemacht, die weiter ausgearbeitet werden müssen.
Zuviel Beifang
Ein großes Problem ist das Ausmaß der Beifänge in der isländischen Fischerei. Seit Islands Fangflotte mit Drohnen überwacht wird, wurden bei etwa 40 % der Fischereifahrzeuge Rückwürfe registriert. Um eine übermäßige Verschwendung zu vermeiden, seien Anreize erforderlich, damit ein größerer Teil des Fangs angelandet wird. Nach den geltenden Vorschriften dürfen kleine Mengen an Beifang an Land gebracht und verkauft werden. Der Gewinn wird zwischen Fischern und Staat aufgeteilt. In den Empfehlungen für "Unsere Ressource" wird festgestellt, dass die Anreize oft nicht hoch genug seien, weil die Kosten für das Anlanden zu hoch seien. Ein Vorschlag: der Anteil der Fischer am Gewinn, der derzeit bei 20 % liege, solle erhöht werden. Außerdem wird die Einführung eines standardisierten und koordinierten Wiegesystems empfohlen, das es bislang nicht gebe.
Hilfen für Kleinfischer
Empfohlen werden auch Änderungen für die Kleinfischer. In den letzten Jahrzehnten mussten sie mit den größeren isländischen Fischereikonzernen konkurrieren, den so genannten "Baronen des Meeres", deren Flotten große Teile der Fangquoten besitzen. Umstritten ist die Empfehlung, das "5,3 %-System" abzuschaffen. Es sieht vor, dass 5,3 % der Gesamtfangquote unterschiedlicher Fischarten für Küsten- und Kleinbootfischer reserviert sind. Diese Regelung fungierte als Rettungsanker für kleine ländliche Gemeinden, da sie den Kleinfischern eine Mindestfangmenge garantiert. In den neuen politischen Empfehlungen wird jedoch der Schwerpunkt auf anderen Möglichkeiten kommunaler Entwicklung im ländlichen Raum gelegt. Kritiker betrachten die 5,3 %-Regelung als Hemmschuh für den technischen Fortschritt in der Branche.
Mehr Frauen in die Fischerei
Zu den Empfehlungen zählen auch Reformen, um das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in der isländischen Fischere-Industrie zu beseitigen. Die Fischerei ist seit jeher eine von Männern dominierte Branche. Heute noch beschäftigen etwa 10 % der Fangunternehmen überhaupt keine Frauen. In der mittleren Führungsebene, in der Buchhaltung und in leitenden Positionen haben Frauen jedoch zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Vorschläge zielen darauf ab, das in anderen Sektoren der isländischen Wirtschaft gesetzlich vorgeschriebene Verhältnis zwischen den Geschlechtern – bei einem Anteil von höchstens 60 % Männern – zu halten. Die endgültigen Vorschläge für "Unsere Ressource" sollen dem isländischen Parlament bis zum Frühjahr 2024 vorgelegt werden.
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