05.12.2022
Bodensee: Label "Wildfang Bodensee" funktioniert nur in Deutschland
Seit gut einem halben Jahr ist es vollständig eingeführt, jetzt werden erste Bilanzen zum Erfolg des neuen Labels "Wildfang Bodensee" gezogen. "Auf deutscher Seite nimmt das Label ‘Wildfang Bodensee' Fahrt auf, in der Schweiz geht es langsamer voran", zitiert der Schweizer Rundfunk SRF1 Reto Leuch, Präsident der Schweizer Berufsfischer und Mitgründer des Labels. Initiator des Labels, das einen Fisch mit Kochhaube vor dem Umriss des Bodensees zeigt, ist die im Oktober 2020 gegründete Schutzgemeinschaft Bodensee. Ein wesentliches Vereinsziel: Wildfang im Bodensee soll als einzigartig definiert werden, absichtlicher und unabsichtlicher Etiketten-Schwindel in Gastronomie und Handel verhindert werden. "Mich persönlich ärgert es, dass man am Bodensee Lachsforellen verkauft, die als Bodensee-Fisch deklariert werden", sagt der deutsche Fischer Bernd Kaulitzki, 1. Vorsitzender der Schutzgemeinschaft, denn: "Die gibt's nicht im Bodensee."
Ein weiteres Vorhaben: Da die Erträge insbesondere des Felchens seit Jahren rückläufig sind, sollen weniger populäre Weißfische wie das Rotauge vermarktet werden. Die Filets des grätenreichen Fischs eignen sich nach Zerkleinerung der Gräten durchaus, um in der Gastronomie etwa einen "Rotaugen-Matjes-Tartar" anzubieten, wie es Gastronom Hans-Jörg Witzigmann in seinem Hotel "Zur Kapelle" in Nonnenhorn macht. Während das Label auf der deutschen Seeseite Akzeptanz finde, seien in der Schweiz nur wenige dabei, sagt Reto Leuch. Einige Gründe: die Überalterung der Fischer, die Schwemme an Labels auf dem Markt und die Ansicht, "dass es nicht viel bringe" – letzteres ein Zitat des Wirtes Guido Baumann aus Ermatingen, der sich dennoch "aus Solidarität" beteilige: "Fischer sind eine aussterbende Gattung. Da zahle ich gerne ein paar Franken mehr."
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