30.09.2022
Norwegen: Quellensteuer gefährdet Kontraktgeschäft
Die von Norwegens Regierung geplante Quellensteuer auf Zuchtlachs aus Meeresfarmen stößt bei der Lachsindustrie nicht nur auf grundsätzliche Bedenken. Inzwischen kritisieren die Führungskräfte der Branche und einige Analysten auch die beabsichtigte Berechnungsmethodik für die neue Steuer, schreibt das Portal IntraFish. Denn Grundlage für deren Bemessung sollen nicht die tatsächlich erlösten Lachspreise der einzelnen Produzenten sein, sondern die durchschnittlichen am Börsenindex Nasdaq aufgeführten Preise. Bekanntermaßen können Lachsproduzenten entweder am Spotmarkt handeln oder ihren Fisch auf Kontraktbasis verkaufen. Beide Preise können erheblich voneinander abweichen. "Wenn der Spotpreis höher ist als das, was Sie auf vertraglicher Basis erhalten, dann können Sie besteuert werden auf Basis eines Preises, der höher ist als jener, den Sie tatsächlich erzielt haben", nennt Carl-Emil Kjolas Johannessen, Seafood-Analyst bei Pareto Securities, eine Schwäche des Verfahrens.
Søren Martens, Geschäftsführer der Lachshandelsplattform Fish Pool, weist darauf hin, dass der Nasdaq-Preis auf einem freiwilligen Meldesystem beruhe und dass dieser plötzlich die Grundlage für eine "dramatische Steuerfestlegung" bilden soll. Dieser Preis könne für eine Besteuerung erst dann verwendet werden, wenn dort sämtliche relevanten Mengen preislich Berücksichtigung finden würden. Da die Preise am Spotmarkt im Schnitt höher sind als die Kontraktpreise, befürchtet Mowi-Geschäftsführer Ivan Vindheim, dass die Produzenten auf Kontrakte verzichten werden. Mowi hatte im 2. Quartal in Norwegen einen Kontraktanteil von 27 %, Grieg schätzt seinen Kontraktanteil für Norwegen im 3. Quartal 2022 sogar auf 37 %. Fish Pool wiederum errechnet, dass im Schnitt 24 % des nach bzw. in Europa verkauften Fischs über Kontrakte gehandelt werden.
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