11.10.2021
Ostseefischerei: ICES empfiehlt Verzicht auf Herings- und Dorschfischerei
Den deutschen Ostseefischern droht der nahezu völlige Verzicht auf ihre beiden ehemaligen "Brotfische", den Hering und den Dorsch. "Wir haben in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge empfohlen, die Heringsfischerei einzustellen", teilt Dr. Christopher Zimmermann mit, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock und als Mitglied des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) auch Berater der EU-Kommission. Erstmals habe der ICES außerdem empfohlen, die Dorschfischerei in der westlichen Ostsee soweit zu verringern, dass die Quote nur noch für Dorsch als Beifang, aber nicht mehr für eine zielgerichtete Dorschfischerei reiche. "Das ist für unsere deutsche Ostseefischerei zweifellos eine extreme Belastung", konstatiert Bundesagrarministerin Julia Klöckner. Schließlich wurde die erlaubte Fangmenge beim Hering der westlichen Ostsee nach Angaben von Zimmermann von 2017 bis 2021 um 94 Prozent verringert. Sollten die EU-Agrar- und Fischereiminister der ICES-Empfehlung folgen, läge die Reduzierung beim Dorsch der westlichen Ostsee seit 2017 bei mehr als 95 Prozent.
Die Folgen für die Fischer sind dramatisch. Nach Angaben der Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gab es an der Ostsee zuletzt etwas mehr als 400 Berufsfischer. 2010 waren es noch 650, Anfang der 90er-Jahre noch mehr als 1.300. Dr. Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbandes (DFV), teilte mit, schreibt das Abendblatt, "man wolle im Küstenbereich wenigstens noch ein bisschen örtliche Fischerei und Versorgung aufrechterhalten". Breckling kritisierte das internationale Quotenmanagement: während deutschen Fischern beim Hering der westlichen Ostsee immer geringere Fangmengen zugestanden würden, fischten beispielsweise die Norweger in deutlich größerem Umfang vom selben Bestand – nur an anderer Stelle. Denn der Hering wandert unter anderem auch in den Skagerrak zwischen Dänemark und Norwegen. Daher sei ein Fangstopp den deutschen Fischern nicht zu vermitteln. Entsprechend fordert Julia Klöckner auch für Kattegat und Skagerrak entschlossene Schutzmaßnahmen.
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