11.01.2021

Brexit (II): Schottlands Frische-Exporteure in der Krise

Schottische Seafood-Unternehmen melden, dass sich ihre Betriebe aktuell in einer Krise befänden, weil brexitbedingte Verzögerungen und zusätzliche Kosten den Export von frischen Meeresfrüchten und Lachs nach Europa belasteten, meldet die Tageszeitung The Guardian. Kontinentaleuropäische Kunden würden Aufträge stornieren oder hätten ihre Produkte nicht rechtzeitig erhalten aufgrund der neuen Exportvorschriften und -verfahren. Einige befürchten, dass schottisches Handelsvolumen im Wert von mehr als einer Milliarde GBP gefährdet sein, da die neuen Regularien verlangten, dass jede einzelne Kiste Seafood oder Lachs von den Lkw abgeladen und von Veterinären geprüft werden müsse, bevor sie Schottland verlasse.

Die zusätzliche Dokumentationsarbeit, Exportzertifikate und Coronatests der Fahrer würden jede einzelne Ladung um mehrere hundert GBP verteuern. Und während schottische Exporteure ihre frischen Lachsfilets, lebenden Kaisergranat, Krebse, Muscheln und Jakobsmuscheln vor dem Brexit binnen 24 Stunden zu ihrem Hauptfischmarkt Boulogne-sur-Mer speditiert hätten, kamen die Sendungen Anfang vergangener Woche erst nach drei Tagen in Boulogne an. Vergangenen Dienstag führten Computerprobleme in Boulogne dazu, dass die Lkw über Dünkirchen geführt werden mussten. Der Seafood-Exporteur D. R. Collins & Sons (Eyemouth) hat deshalb letzten Donnerstag die Exporte ausgesetzt. James Withers, Geschäftsführer des Handelsverbands Scotland Food & Drink, teilte mit, dass die Branche, Vertreter des Zolls und der Regierungsabteilung Food Standards Scotland sowie weitere Regierungsvertreter nach Wegen suchten, diese Verfahren zu vereinfachen, beispielsweise indem nur noch eine Kiste je Spezies auf den Lkw geprüft würde. Hinter vorgehaltener Hand kritisierten einige Branchenvertreter jedoch auch, dass einige Exporteure selbst nach monatelanger Vorbereitung noch immer Dokumente falsch ausfüllten.

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