17.06.2014
Thailand: Brutale Sklaverei auf Fangschiffen für Garnelenfutter
Sie arbeiten ohne Lohn, werden mit Gewalt zur Arbeit angetrieben und dürfen die Fangschiffe oft auf Jahre nicht verlassen: auf einigen thailändischen Fischereibooten herrschen Zustände, die die 'Wirtschaftswoche Green Economy' schlichtweg als "unglaublich" bezeichnete. Das Brisante: die Schiffe fischen für die Produktion von Fischmehl, das - zu Futter verarbeitet - unter anderem in den Shrimp-Zuchten des größten thailändischen Garnelenexporteurs Charoen Pokphand (CP) Foods eingesetzt wird. Diese Zuchtgarnelen wiederum werden auch von weltweit führenden Supermarktketten gehandelt. Aufgedeckt hat die Missstände aktuell der britische 'Guardian'. Sechs Monate lang recherchierte die Tageszeitung, sprach mit 15 Migranten aus Burma und Kambodscha, die selbst unter entsprechenden Bedingungen hatten arbeiten müssen. Die Vorwürfe der aus der "Sklaverei" Entflohenen reicht von 20-stündigen Arbeitsschichten über Schläge und Folter, die an der Tagesordnung seien, bis zu hinrichtungsähnlichen Morden an Bord. "Wir wurden selbst dann geschlagen, wenn wir hart gearbeitet haben", sagte einer der Interviewten.
Bei den Betroffenen handelte es sich vor allem um Migranten aus Burma und Kambodscha, die Agenten bezahlt hatten, um in Thailand Arbeit in Fabriken oder auf Baustellen zu finden. Stattdessen seien sie für Beträge von teilweise nur 250 GBP - etwa 313,- Euro - an Schiffskapitäne "verkauft" worden. 'The Guardian' zitierte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die von weltweit schätzungsweise 21 Millionen Menschen in sklaverei-ähnlichen Lebenssituationen ausgehe. Thailand sei eines der Hauptzielländer und eine der Drehscheiben dieser Form der Ausbeutung. Nach Schätzungen der thailändischen Regierung arbeiten in der Fischindustrie des Landes bis zu 300.000 Menschen, von denen 90 Prozent Migranten seien. Das Land steht aufgrund der geschilderten Probleme seit Jahren unter Beobachtung und in der Kritik von Nichtregierungsorganisationen, aber auch des US-Außenministeriums. CP Foods, ein Unternehmen mit 33 Milliarden USD Jahresumsatz, war sich bewusst, dass Sklavenarbeit Teil seiner Lieferkette ist, erklärte jedoch, sich über das Ausmaß nicht im Klaren gewesen zu sein. Thailands Botschafter in den USA, Vijavat Isarabhakdi, teilte mit, sein Land bekämpfe den Menschenhandel und habe dabei schon "sehr erhebliche Fortschritte" gemacht.
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