25.06.2012

Thailand: Sklaverei und Totschlag an Bord vieler Fangschiffe

An Bord thailändischer Fangschiffe werden offenbar in größerem Umfang ausländische Zwangsarbeiter unter teils dramatischen Bedingungen eingesetzt. Eine Ursache ist die wachsende Schwierigkeit der Thailänder, Seeleute für ihre riesige Fangflotte zu finden. Jährlich sollen rund 60.000 Besatzungsmitglieder fehlen, heißt es in einem Artikel von IntraFish. Der Beruf ist nicht beliebt: Verletzungen und Todesfälle an Bord sind häufig, Seekrankheit zumindest in der Anfangszeit. Daher verkaufen Menschenhändler Arbeitsmigranten vor allem aus den Nachbarländern Kambodscha und Myanmar für jeweils einige hundert Dollar an die Kapitäne von Fangschiffen. "An Bord der Schiffe arbeiten rund 150.000 Mann, und 40 Prozent davon sind ausländische Arbeitskräfte", sagt Wicharn Sirichai-Ekawat, Berater des Nationalen Fischereiverbands von Thailand und von 2003 bis 2005 Mitglied im Kuratorium des MSC. Einige seien legal angeheuert, andere sind als Zwangsarbeiter verkauft worden.

Sie berichten von 20 Stunden-Schichten unter unerträglichen Bedingungen: ein Minimum an Nahrungsmitteln und Wasser, keine Medikamente außer Aspirin, überfüllte Kojen, unsichere Arbeitsbedingungen, dazu der ständige Gestank von Fisch. "Manchmal riss versehentlich eine Seilwinde. Wenn einer von uns davor stand, wurde er verletzt oder sogar getötet", berichtet der Kambodschaner Vannak Prum. Auf der Suche nach Arbeit in Thailand war er vor sieben Jahren an einen Menschenhändler geraten, der ihn auf ein Fangschiff verkaufte, vorgeblich, weil Prum seine Taxirechnung nach Thailand in Höhe von 12,- USD - das sind 9,50 Euro - nicht hatte begleichen können. Drei Jahre lang musste er ohne jeglichen Lohn an Bord bleiben, Tag und Nacht arbeiten. Denn Mutterschiffe ermöglichen den Fangschiffen, ununterbrochen auf See zu bleiben. Oft sind die Kapitäne brutal. "Der Kopf eines Mannes wurde abgeschnitten und ins Meer geworfen. Ich habe es selber gesehen", berichtet Prum. Der Bericht eines United Nations Inter-Agency Projects zum Menschenhandel bestätigt: bei einer Befragung von Fischern aus Myanmar, ehemals Burma, auf thailändischen Booten erklärten 59 Prozent, sie hätten Morde mitbekommen, die ihre Kapitäne verübt hätten. Oft verabreichen die Skipper den Besatzungsmitgliedern Drogen, insbesondere aufputschende Amphetamine, damit diese die Nacht durcharbeiten.

Thailand gehört zu den wichtigeren Fischlieferanten für den deutschen Markt. Mit einem Anteil von 3,3 Prozent am Importaufkommen 2010 belegt es unter den Nicht-EU-Ländern Rang 5 - nach Norwegen, China, den USA und Vietnam. Allerdings spiele die geschilderte Problematik bei den beiden wichtigsten Importprodukten - Shrimps und Thunfisch (Marktanteil Thun 2010: 6,3 Prozent) - keine Rolle, heißt es in dem zitierten Bericht. Deutschland importiert jedoch aus Thailand in geringerem Umfang auch Sardinen- und Makrelen-Konserven, und zwar 60 bzw. 5 Tonnen im Jahre 2010 (Marktanteil: 0,8 bzw. 0,3 Prozent).
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