14.11.2019
Island: Samherji-CEO lässt Amt ruhen wegen Bestechungsskandal
Der Geschäftsführer von Samherji, Islands größtem Fischereiunternehmen, ist bis auf Weiteres von seinem Amt zurückgetreten. Thorsteinn Már Baldvinsson reagierte damit auf öffentlich erhobene Vorwürfe, dass Samherji im westafrikanischen Namibia illegal gegen Bestechungsgelder an führende Politiker und Behördenmitarbeiter in Millionenhöhe Fangquoten für Holzmakrele erhalten habe, melden die Undercurrent News. Auslöser war die Veröffentlichung von mehr als 30.000 Dokumenten durch den früheren Samherji-Mitarbeiter Johannes Stefansson auf der Enthüllungsplattform Wikileaks. Samherji hatte Stefansson, den früheren Geschäftsführer seiner Tochterunternehmen in Namibia, bereits im Jahre 2016 wegen "Missmanagement und nicht akzeptablen Verhaltens" entlassen, teilte das Unternehmen selber mit.
Jetzt gestand Stefansson in einem Interview, das er dem investigativen isländischen Fernsehprogramm Kveikur gab, dass er an illegalen Aktivitäten beteiligt gewesen sei, betonte jedoch, im Auftrag von Samherji gehandelt zu haben. In dem Sender der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Ríkisútvarpi∂ (RUV) behauptete Stefansson, dass Samherji in "organisierte Kriminalität" verwickelt sei: "Sie profitieren von den Ressourcen des Landes, ziehen alles Geld aus dem Land, um es anderswo, in Europa oder den USA zu investieren." Er selber habe im Auftrag von Samherji gegen das Gesetz verstoßen, er sei der Mann gewesen, der auf Geheiß seiner Vorgesetzten die Quoten und die Beziehungen habe organisieren sollen.
Samherji teilte in einer Stellungnahme mit, dass man von dem Ausmaß und der Natur der Geschäftspraktiken von Stefansson keine Ahnung gehabt habe: "Und es ist nicht klar, ob sie sich so abgespielt haben, wie er es beschreibt." Samherji sei "extrem schockiert, dass Johannes Stefansson nicht nur zugibt, selbst in illegale Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein, sondern dass er auch Anschuldigungen gegen Kollegen erhebt. So machen wir keine Geschäfte. Das ist nicht Samherji." Der Fischproduzent habe derweil die international tätige norwegische Kanzlei Wikborg engagiert, um die Aktivitäten in Namibia intern untersuchen zu lassen. Entgegen den Behauptungen Samherjis, dass keine Ermittlungen stattfänden, schreibt die Iceland Review, dass in Island inzwischen die Staatsanwaltschaft gegen Samherji ermittle. Bei Samherji übernimmt zunächst kommissarisch Björgólfur Jóhannsson (64) die Geschäftsführung. Er war CEO und Präsident der Iceland Air-Gruppe, Vorsitzender von Fisheries Iceland, vom Isländischen Arbeitgeberverband und CEO der Icelandic Group. Islands Premierministerin Katrin Jakobsdóttir erklärte, sollten sich die präsentierten Vorwürfe als wahr erweisen, sei dies nicht nur katastrophal und beschämend für Samherji, sondern auch Anlass zur Sorge für die isländische Fischereiindustrie.
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