08.11.2011
Protest: Krabbenfischer bieten 50 Kutter zum Verkauf
Mit einer spektakulären Verkaufsaktion machen Schleswig-Holsteins Krabbenfischer auf ihre anhaltend problematische Wirtschaftssituation aufmerksam. In der Oktober-Ausgabe vom ‚Fischerblatt’, dem Verbandsorgan der Kutter- und Küstenfischerei, bieten 50 Krabbenfischer ihre Fischkutter zum Verkauf. Durchgehender Hinweis bei allen Anzeigen: „Noch in der Fischerei tätig“. Mit der kollektiven Aktion protestieren die Fischer gegen die anhaltend niedrigen Preise für Nordseekrabben: statt der benötigten 3,00 Euro erhalten sie momentan nur zwischen 1,30 und 1,50 Euro je Kilo. Nach Streikaktionen im Frühjahr diesen Jahres hatten die Großhändler den Preis zwischenzeitlich auf fast 3,00 Euro angehoben, im September war er jedoch wieder eingebrochen. Als wichtigstes Mittel gegen die Misere sieht die Politik einen Zusammenschluss der derzeit acht deutschen Erzeugerorganisationen zu einer einzigen. „Der Schlüssel für die Lösung dieses Problems liegt aber bei den Fischern selbst“, meint Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsministerin Dr. Juliane Rumpf.
Das Verkaufsangebot ist im Übrigen ernst gemeint. „40 würden sofort verkaufen“, erklärt André Hamann, Vorsitzender der schleswig-holsteinischen Erzeugerorganisation. Angesichts des Missverhältnisses zwischen zu hohen Betriebskosten und zu geringen Erlösen rechne er damit, dass rund die Hälfte der rund 180 deutschen Kutter von der Pleite bedroht sei. Hamann selber hat schon im Sommer die Konsequenzen gezogen und sein Büsumer Schiff, die „Stolper-Bank“, an einen Kollegen im ostfriesischen Neuharlingersiel verkauft. „Ich hatte riesiges Glück, das war wie ein Sechser im Lotto“, zitieren die Husumer Nachrichten den Fischer, dem es wie vielen seiner Kollegen finanziell schlecht ging. Der 39-Jährige wolle jetzt an der Staatlichen Seefahrtsschule in Cuxhaven sein Patent für die kleine Hochseefischerei machen, um dann „eine Arbeit zu finden, von der er seine Familie ernähren kann“. Aus der Verbandsarbeit will sich André Hamann nicht zurückziehen, sondern weiter für die Krabbenfischer kämpfen.
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