21.07.2025
Berlin: Rogacki seit Freitag geschlossen – das Ende einer Institution?
Das Feinkostgeschäft Rogacki in Berlin-Charlottenburg ist seit vergangenem Freitag geschlossen, melden Tageszeitungen der Bundeshauptstadt. "Keine Tische und Stühle vor dem Laden, leere Kühltheken und ausgeräumte Regale", so beschreibt der Tagesspiegel das Szenario an der Wilmersdorfer Straße 145 vor drei Tagen. Auf der Internetseite von Rogacki wird mitgeteilt, dass das Geschäft aus "betriebsbedingten Gründen vorübergehend geschlossen bleibt". Ob und wann Rogacki wieder öffnet, sei unklar. Damit geht mutmaßlich eine fast 100-jährige Geschichte drei Jahre vor dem runden Jubiläum zu Ende. 1928 hatten die Großeltern des letzten Inhabers Dietmar Rogacki – Paula und Lucia Rogacki – das Geschäft als Aal- und Fischräucherei im Wedding gegründet. 1932 zog Rogacki nach Charlottenburg an den letzten Standort. Im Krieg ausgebombt, bauten Dietmar Rogackis Eltern das Geschäft wieder auf und erkämpften dessen Rang als "Fisch- und Feinkost-Dorado" zurück. "Es war nicht so fein wie KaDeWe, Rollenhagen oder Nöthling, aber auch nicht so kleinbürgerlich wie Aschinger", urteilt der Tagesspiegel.
Dietmar Rogacki, der erst Einzelhandelskaufmann, dann Fotograf gelernt hatte, führte die Mischung aus bodenständigem Imbiss und Feinkostgeschäft fort. Das Geschäft sei "weit über Berliner Stadtgrenzen hinaus eine erste Adresse", schrieb das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Mit der Verleihung des Preises "Kiezmeister 2018" im Rahmen der Berliner Meisterköche wurde die besondere Leistung Dietmar Rogackis gewürdigt. Er selber kam Ende Mai diesen Jahres bei einem Brand in seiner Villa in Staaken im Alter von 68 Jahren ums Leben. Über die Ursachen für die Geschäftsschließung knapp zwei Monate später wird spekuliert. "Das Geschäft war in die Jahre gekommen", schreibt der Tagesspiegel. Immer häufiger habe Rogacki mit der Bürokratie und Anwohnern zu kämpfen gehabt. Geräuchert werden durfte nur noch unter strengen Auflagen – Anwohner hatten sich über den Räuchergeruch beschwert. Das Bassin für Lebendfische musste aufwendig und teuer umgestaltet werden, nachdem Tierschützer den Betreiber angezeigt hatten. Die Konkurrenz für Lebensmittelspezialitäten etwa im Internet habe Rogacki zugesetzt. Die Zukunft des Traditionsgeschäfts bleibt vorerst offen.
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