24.07.2019

Dorschfangverbot: Scharfe Kritik aus Politik und Verbänden

Für Empörung bei den Ostseefischern sorgt der von der EU-Kommission angeordnete sofortige Fangstopp für Dorsch in der östlichen Ostsee. "Die Kommission ignoriert mit dieser extremen Sofortmaßnahme die aktuellen wissenschaftlichen Gutachten", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes der deutschen Kutter- und Küstenfischer (VDKK), denn "diese haben gezeigt, dass so eine Maßnahme praktisch keinen Nutzen für den Wiederaufbau des Bestands bringen wird." Die sofortige Schließung aller Fischereien auf den östlichen Dorsch (Nullfang) im zweiten Halbjahr 2019 sowie im Jahr 2020 werde voraussichtlich nur zu einer 4% höheren Biomasse des Laichbestandes führen. Der Grund: die natürliche Sterblichkeit sei zurzeit drei- bis viermal höher als die Entnahme durch die Fischerei: "Dies erklärt auch, warum sich der Zustand des östlichen Dorsches trotz kontinuierlicher Reduzierung des Fischereiaufwands in den letzten Jahren nicht vergrößert hat."

Der VDKK kritisiert die Entscheidung im Übrigen als "radikale Kehrtwende", da die EU-Kommission noch vor einem Jahr eine um 45% höhere Gesamtfangmenge als die vom ICES für den östlichen Ostseedorsch empfohlene vorgeschlagen habe: erforderlich seien "angemessene Entscheidungen auf wissenschaftlicher Grundlage und keine verzweifelten Maßnahmen", "um frühere Fehler durch neue zu kompensieren." Kritik übten die Fischer auch daran, dass es keinerlei Vorbereitung gebe, den Fischereibetrieben eine Krisenhilfe zu organisieren oder einen sozialverträglichen Ausstieg zu ermöglichen: "Dieses abschreckende und verantwortungslose Verhalten der EU kann man nicht als Werbung für Europa darstellen." Da die Gefahr bestehe, dass ein gefährlicher Präzedenzfall für das Fischereimanagement auch in anderen europäischen Gebieten geschaffen werde, prüfe die Fischerei alle rechtlichen Möglichkeiten, um sich gegen diese Maßnahme zu wehren. Mecklenburg-Vorpommerns Fischereiminister Dr. Till Backhaus bemerkt zwar, dass für die kleine Kutter- und Küstenfischerei weitreichende Ausnahmen vom Dorschfangverbot eingeräumt wurden, sieht jedoch ein Versagen der "bisherigen wissenschaftlichen Systeme in diesem Bereich" und fordert: "Wir brauchen Alternativen zur Quotenregelung."

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