29.04.2019
Aale: Wasserkraft-Turbinen verursachen schwere Wirbelsäulenschäden
Aale werden auf ihren Wanderungen nicht nur von den Turbinen der Wasserkraftanlagen zum Teil regelrecht gehäckselt. Vielmehr erleiden viele überlebende, äußerlich unverletzte Tiere innere Verletzungen. Das ist die Erkenntnis einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, für die an der Weser gefangene Alle geröntgt wurden. Die Bilder zeigen, dass äußerlich unversehrte Tiere zu rund 50% teils schwerwiegende Wirbelsäulenverletzungen aufwiesen. Es gibt Stauchungen und Verschiebungen von Wirbelkörpern sowie Wirbelbrüche, die in dieser Form bei Menschen zu Gesundheitsschäden bis hin zu motorischen Ausfallerscheinungen und Querschnittslähmungen führen. Mit zunehmender Körperlänge steigt die Häufigkeit der Verletzungen. Abwandernde Blankaale, insbesondere große Weibchen, sind überproportional betroffen, wenn sie die Flüsse auf dem Weg in Laichgebiete in der karibischen Sargasso-See verlassen. Nach Einschätzung der Veterinäre können diese Wirbelsäulenverletzungen erhebliche Folgen für die Schwimmfähigkeit der Aale haben.
Die Befunde verursachen Betroffenheit bei allen, die sich um die Fischbestände in heimischen Gewässern sorgen. Der angeblich "grüne" Strom aus Wasserkraftanlagen wurde deshalb auf Grund der Schäden an der Fischfauna schon als "blutroter" Strom bezeichnet. Jetzt wächst die Befürchtung, dass diese Schäden bisher unterschätzt wurden. Fischer und Angler sehen sich in ihrer kritischen Haltung zu Wasserkraftwerken einmal mehr bestätigt. Sie fordern, dass diese Ergebnisse mit dem Charakter einer Vorstudie an weiteren Wasserkraftwerken und unterschiedlichen Turbinentypen überprüft werden. Eine Beurteilung der Schäden durch Wasserkraftwerke ist ohne die kompetente Untersuchung möglicher innerer Verletzungen nicht ausreichend. Die Ergebnisse haben auch Bedeutung für die europaweiten Aalmanagementpläne. Maßnahmen wie das niedersächsische "Aaltaxi" bekommen dadurch noch größere Gewicht. Dabei werden die Aale bei ihrer Laichwanderung zum Meer vor den Wasserkraftwerken abgefangen und mit einem Fischtransporter an die Nordsee gefahren. Von dort können die Laichtiere ungehindert zur Atlantik-Überquerung starten.
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