02.01.2014
Meeresbiologie: Plastikmüll vergiftet Wattwürmer
Wattwürmer sind eine Schlüsselspezies in den Tidenbereichen der Nordsee. Sie wälzen das Watt um und durchlüften es, außerdem sind sie Beutetiere vieler Fische und Wattvögel. Eine ernste Bedrohung für die Würmer ist offenbar der Plastikmüll, von dem alleine auf dem Grund der Nordsee geschätzte 600.000 Kubikmeter liegen: zu mikroskopisch kleinen Teilen zermahlen, schwächt er die im Sediment lebenden Wattwürmer, berichten Forscher in der Fachzeitschrift "Current Biology", schreibt 'Die Welt'. Von den weltweit pro Jahr produzierten mehr als 200 Millionen Tonnen Kunststoff landen nach unterschiedlichen Schätzungen sechs bis 26 Millionen Tonnen im Meer. 70 Prozent hiervon sinken auf den Meeresboden. Mehr als ein Viertel hiervon ist der Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC).
Forscher um Dr. Stephanie Wright von der britischen University of Exeter haben in Labortest untersucht, welche Folgen es für die Wattwürmer hat, wenn dem Sediment bis zu fünf Gewichtsprozent Hart-PVC zugefügt werden. Die Tiere fressen den Sand ihrer Umgebung, um aus der Nahrung organische Stoffe herauszufiltern. Dabei nehmen sie auch die Plastikpartikel auf. Innerhalb eines Monats hätten die Energiereserven der Würmer um bis zur Hälfte abgenommen. Als Ursachen identifizierten die Wissenschaftler eine um bis zu 25 Prozent verringerte Fressaktivität, die längere Verweildauer der PVC-Partikel im Darm sowie Entzündungsreaktionen im Körper der Tiere. Auch Fitness, Wachstum, Alterungsprozesse und die Fortpflanzung der Wattwürmer seien beeinträchtigt. Die Folge: die Würmer lagerten fast ein Drittel weniger Sediment um als üblich. Die Folgen für die gesamte Ökosystem seien erheblich.
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