17.03.2011
Reaktorunfall: Fischwirtschaft intensiviert Eigenkontrollen
Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine Gefährdung der Verbraucher in Deutschland durch Fisch aus Japan oder dem Pazifischen Ozean ausgeschlossen, erklärt der Bundesverband Fisch in einer Presseaussendung. „Fischereierzeugnisse aus dem Pazifik, die zur Zeit in Deutschland auf dem Markt sind, können unbedenklich verzehrt werden, da die Fische weit vor dem Unfall gefangen wurden,“ schreibt Dr. Matthias Keller, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels.
Auch Importeure, die aus der Region Frischfisch einfliegen, versprechen noch die Unbedenklichkeit ihrer Produkte. „Wir garantieren, dass unser Thunfisch und Blue Marlin weiterhin unbedenklich verzehrt werden kann,“ schrieb Roosbeh Ghorban, Inhaber von Ghorban Global, gestern in einer „Eil-Meldung“ an seine Kunden, denn: „Unser Fisch wird in philippinischen Gewässern gefangen. Diese Gebiete sind mehr als 3.000 km von japanischen Gewässern entfernt.“ Diese große Distanz schließe eine Belastung des Fischs aus. Um auch in Zukunft eine radioaktive Belastung der Fische ausschließen zu können. stehe man in Kontakt mit der philippinischen Fischereibehörde BFAR.
Unbegründet ist im Übrigen momentan die Angst, Sushi könne radioaktiv belastet sein. Der Fisch für die ursprünglich aus Japan stammende Fischzubereitung kommt nicht von dort, ebensowenig der Reis. Nach Angaben des Verbraucherministeriums wurden im vergangenen Jahr nur 60 Tonnen Fisch aus Japan nach Deutschland importiert. Aus Japan kommen allerdings zum Teil Sushi-Zutaten wie Misopaste, Sojasauce und Nori-Algen. Seit der Reaktorkatastrophe seien jedoch keine Lebensmittel aus Japan nach Deutschland gekommen, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ute Schulze von der Naturkostfirma Arche in Hilden verweist auf den langen Seeweg: „Die Container sind vier Wochen auf See.“ Derzeit am Markt befindliche Nahrungsmittel wurden lange vor der Atomkatastrophe produziert.
Das Institut für Fischereiökologie des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) teilte am 15. März mit, die Wissenschaftler erwarten, dass sich die radioaktiven Stoffe „großflächig über dem Pazifischen Ozean verteilen und dort mit dem Regen ins Meerwasser ausgewaschen werden“. Dort bestünde die Möglichkeit, dass sich die Stoffe aufgrund der Strömungen schnell im gesamten Pazifik verteilen und dabei deutlich verdünnt werden. Das Institut für Fischereiökologie des vTI wurde nach dem Strahlenschutzgesetz von 1986 gegründet und ist mit der Überwachung der Umweltradioaktivität in Fischen und Fischereiprodukten beauftragt.
Damit die Sicherheit der Verbraucher auch weiterhin gewährleistet bleibe, werden im Rahmen der Eigenkontrollen der Unternehmen bereits bei der Anlandung im Ursprungsland, beispielsweise in Russland, umfassende Untersuchungen auf Radioaktivität durchgeführt. In Cuxhaven führt das Institut für Fische und Fischwaren seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahre 1986 Messungen von Radioaktivität in Lebensmitteln durch. Derzeit bereiten sich Institutsleiterin Dr. Edda Bartelt und ihre Mitarbeiterinnen auf künftig vermutlich in größerem Umfange notwendige Radioaktivitätsmessungen vor, schreiben die Cuxhavener Nachrichten. In Cuxhaven liegt der Schwerpunkt auf Fischimporten und -produkten aus niedersächsischen Betrieben.
Der Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden